Eigene DNA dekodieren
Seit dem Jahr 2003 ist das menschliche Genom entschlüsselt, wenngleich bis heute nicht jede Einzelheit über die Funktionsweise bekannt ist. Doch ist das Wissen weitreichend genug, um an Hand der DNA umfangreiche Informationen zu der entsprechenden DNA erhalten zu können. Dies machen sich seit kurzem mehrere Firmen zu Nutze, die mit entsprechenden Labors ausgestattet für rund 1000 US$ (aktuell 637€) jedem eine detaillierte Analyse seiner DNA zusenden, nachdem man dort ein wenig Speichel eingereicht hat. Was hierbei jedoch fehlt, ist eine detaillierte Diagnose zu den Ergebnissen, denn schließlich steckt kein ärztliches Anliegen dahinter, sondern nur die rein private Neugier.
Einen extrem problematischen Aspekt bekommt die private DNA-Analyse jedoch, wenn man sich mal den derzeit (theoretisch) interessantesten Anbieter anschaut. Dieser nennt sich 23andme und steht unter der Führung der Ehefrau Anne Wojcicki des Googlegründers Serge Brin, welcher auch 2.9 Mio Euro Startkapital einbrachte. Schon wenige Monate später wurde 23andme zur kompletten Google-Tochter-Gesellschaft und somit voll in die Zukunftspläne des weltgrößten Datensammlers integriert. Besonders heikel wird das Thema, wenn man dabei an die Google-Pläne zu Google Health denkt. Google Health soll in nicht allzu ferner Zukunft eine Art digitale Krankenakte für Patienten werden, die sich mit Sicherheit nicht nur von Ärzten durchsuchen lassen wird. Da man mit der Erstellung des Genprofils einwilligt, dass die erhobenen Daten zu wissenschaftlichen Zwecken weiterverwendet werden dürfen, wird dieses Thema nicht nur von Datenschützern als bedenklich angesehen. Denn selbst wenn man annimt, dass Google wirklich nur gutes im Sinne haben mag, so bleibt doch das Problem, dass sich Geheimdienste und andere Spionagewillige immer irgendwie Zugang zu solchen Daten verschaffen können. OK, letztere könnten auch auf solche Datenbanken verzichten, sich selbst eine DNA-Probe der Zielperson beschaffen und einfach selbst auswerten. Irgendwie mag ich mir darüber gar keine weiteren Gedanken machen …
PS: Lust darauf, sich mit dem privaten Rechner am wissenschaftlichen Fortschritt (non-profit!) zu beteiligen? Zahlreiche Projekte auch aus der Biochemie (Krebsforschung, Proteinfaltung, Medikamentenentwicklung) stehen unter der weltweit größten Plattform für verteiltes Rechnen - Boinc - zur Verfügung. Einfach bei SETI.Germany vorbeischauen, dort gibt’s zahlreiche Erklärungen zu dem Thema und ein äußerst aktives Forum noch dazu.
Am 26. March 2008 um 21:56 Uhr
Das finde ich ja sowieso das Allerletzte von Google. Das fehlte gerade noch, das irgendwelche Computerspezialisten auch noch Zugriff auf meine Gesundheitsdaten haben, in fast öffentlicher Form. HAllo? Dann können wir doch alle in jedem Lebensbereich nach “Big Brother is Watching You - Prinzip” leben. Ich glaub es hackt.
Am 28. March 2008 um 10:37 Uhr
Google wird die Ziele im Gesundheitssystem sicherlich vorerst nur in den USA vorantreiben können, hier in Deutschland mischen ganz andere Firmen die Karten - allerdings mit ähnlichen Zielen. Der Mensch wird immer gläserner. Das ist nun mal Fortschritt und bietet viele Chancen udn Möglichkeiten, aber eben auch Gefahren.
Am 2. August 2008 um 12:25 Uhr
Ich glaub das Problem ist, dass da irgendwelche DNA-Daten eigentlich kaum nicht richtig interpretiert werden. Dieser DNA-Hype mit irgendwelchen Aussagen die sich halt gut verkaufen lassen wird hoffentlich irgendwann wieder aufhören.
Irgendwie wird halt derzeit alles statistiche belegt und dann für viel Geld verkauft und das ohne wirkliche Informationen.
Am 10. October 2009 um 02:10 Uhr
Kürzlich las ich irgendwo, dass eine vollständige Genom-Analyse aktuell noch irgendwas um die 100.000 US$ kostet, der Preis aber wohl exponentiell sinkt und in etwa 4-5 Jahren soll die Entschlüsselung dann von Großrechnern in wenigen Minuten machbar sein und damit unter 1000 US$ kosten. Allerdings stellt sich dann noch die Frage, was man mit den entstehenden Datenbergen anfangen will. Für viele Krankheiten sind nämlich diverse Gene zuständig, von denen nicht unbedingt alle verändert sein müssen. Das könnte dann auch auf so komplexe Verfahren hinauslaufen, die analog zur heuristische Suche nach Computerviren mittels Wahrscheinlichkeiten Veränderungen bewerten.