Masskleidung

Massanzug und Masshemden
Um 1870 schrieb Gottfried Keller die Novelle "Kleider machen Leute". In dieser geht es um einen armen Schneider, der nachdem er frisch seine Arbeit verloren hatte, sich auf die Suche nach einer anderen Schneiderei begibt. Alles was er besitzt, ist die selbst gefertigte sehr edle Masskleidung, die er auf seiner Reise trägt. Als er zufällig auch noch von einer Grafenkutsche mitgenommen wird, halten ihn die Menschen, denen er anschließend begegnet, für einen wohlhabenden Grafen. Dies öffnet ihm Türen und Kontakte zu Menschen, die ihn sonst vermutlich noch nicht einmal beachtet hätten.

Auch heute noch spielt die Kleidung in vielerlei Hinsicht eine sehr große Rolle. Aus dem Erscheinungsbild eines Menschen - also vorrangig seiner Kleidung, Figur und allgemeinen Ausstrahlung - ordnet unser Unterbewußtsein auch heute noch jeden Menschen in eine bestimmte Schublade ein. Ganz gleich, ob man dies will oder nicht, man bewertet sein Gegenüber und das oftmals vorrangig nach der Kleidung. Nicht immer kann man jemanden auf den ersten Blick so gut einschätzen, dass man gleich weiß, aus welcher Branche er kommt, aber zumindest die gesellschaftliche Position und den ungefähren Verdienst erkennt man meist recht zuverlässig. So sieht man vielen Geschäftsleuten oder im Finanzbereich tätigen Menschen deren Tätigkeit an Kleidung und Auftreten leicht an. Ebenso schiebt man eher einfach gekleidete Leute schnell in die Schublade "arbeitslos". Etwas schwieriger ist es, den Jeansträger mit ordentlichem Shirt oder Oberhemd einzuschätzen - von kleinen Angestellten, über Leute im Management moderner Firmen bis hin zum Chef mittlerer Unternehmen ist da durchaus alles möglich.

Seidenkrawatten und Manschettenknöpfe mit KrawattenstoffDennoch, zu bestimmten Anlässen sind Anzug, Hemd und Krawatte einfach Pflicht. Was aber auch viele Hemdenträger nicht wissen ist, dass man auch über die Art des Anzugs, und allem was noch dazu gehört, so einiges über den Menschen erfahren kann. Manch einer weiß nicht das es sie gibt, andere wollen oder können es sich im Laden einfach nicht leisten - gemeint ist Masskleidung aus hochwertigen Stoffen und individuellen Designs. Das wissende Auge sieht sofort, welche Qualität und Preisklasse ein Hemd oder Anzug hat. Auch bei Krawatten sollte man auf Qualität achten: nichts kommt über eine gute Seidenkrawatte mit zum Hemd bzw. Anzug passenden Design. Wer bei seiner Bekleidung etwas perfektes sucht, kommt nicht um Masskleidung herum, die individuell zugeschnitten ist und oftmals durch weitere Details aufgewertet wird. Kostete allein ein Masshemd bisher oft über 100 Euro und bei sehr hoher Verarbeitungsqualität mit sehr guten Stoffen sogar über 150 Euro, so kann man heute derartiges bereits ab etwa 30 Euro bekommen. Der Hintergrund für diesen Preissturz, der 2004 in Deutschland begann, ist der Direktvertrieb mit Fertigung in Asien. Durch die damit verbundenen Einsparungen bei Personalkosten, Lagerung und Handelsspanne können sogar äußerst hochwertige Massanzüge schon für unter 100 Euro angeboten werden. Neben Masshemden, Massanzügen, Massblusen und Kostümen auf Mass kann man inzwischen sogar problemlos Schuhe, Pullover und sogar Jeanshosen auf Mass preiswert erwerben. Dinge, die noch vor wenigen Jahren nur für die absolute Oberklasse unserer Gesellschaft finanziell erschwinglich waren, sind damit reif für den Massenmarkt - Fortschritt ist nun mal nicht aufzuhalten.
Somit ist es heute auch für jemanden, der nicht selbst Schneider ist, problemlos möglich, sich wie in der Eingangs erwähnten Novelle "grafenähnlich" zu kleiden und das zu Preisen, wie sie sich wohl fast jeder leisten kann.