Amokläufer = Egoshooter-Fanatiker?

Conterstrike de_dust mit 1000 Kills - deswegen Böse? Nachdem vor ein paar Tagen hier in Deutschland nach einigen Jahren der Ruhe eine unschöne Bluttat in einer Schule verübt wurde, bei der knapp 40 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, kam es von politischer Seite mal wieder so, wie es kommen mußte und genau das geht mir dermaßen auf den Zeiger, dass ich mich hier darüber auslassen muss :evil:

Der Amoklauf in der Realschule in Emsdetten war erst wenige Stunden her, als ich dies in den Nachrichten hörte und zu meinem Vater sinngemäß meinte “paß auf, demnächst sind wieder alle Counterstrike-Spieler potentielle Mörder”. Ich krieg den totalen Haß auf dieses verkorkste Politikervolk, was derart geistigen Dünnsch… äußert - meist sind es “etwas” ältere Herren, die einfach mal in einer völlig anderen Welt leben. (siehe Innenminister will Killerspiele per Gesetz verbieten auf welt.de vom 21.11.2006) Zweifelsfrei gibt es einige Spiele, die übertrieben blutig und dank moderner Rechentechnik und Grafikkarten zudem ungeheuer realistisch wirken. Ok, wenn man dagegen vorgehen will, würde ich nix sagen. Aber auch gleich wieder das gute alte Counterstrike als Ãœbeltäter auf den Tisch zu bringen, zeugt von wenig Intelligenz. Counterstrike ist ein Teamspiel, es gibt zwar menschliche Gegner, aber kaum Blut und vor allem ist es virtuell. Damit kann man nicht das Kämpfen und Zielen, das Rennen und Verstecken etc. üben, wie es zum Beispiel jede Armee in ihrem Ausbildungsprogramm hat. Das einzige, was man da üben kann, sind Teamfähigkeit und Reaktionsvermögen. Verblöden tut man auch, wenn man sich unser Fernsehprogramm reinzieht. Gerade im Bereich der Filmindustrie sehe ich persönlich auch eine bedeutend heftigere Verrohung und Verharmlosung von Gewalt. Wärend vor 30 Jahren Bud Spencer und Terrence Hill sich noch relativ unblutig stundenlang gegenseitig verkloppen konnten und jeder das als puren Spaß angesehen hat, sind heute in Filmen oft ekelerregend echt wirkende Gewaltverbrechen, Morde und Blut ohne Ende zu sehen. Leider haben Medien- und Filmindustrie bekanntlich einen ungeheuer großen Einfluß auf unsere Politik, so dass Bereinigungen und Verbote bestimmter Filmprodukte noch unwahrscheinlicher sind, als bei Computerspielen.

Ebenso ist es mir als “altem” Ossi unverständlich, wie leicht in dieser Bundesrepublik Waffen beschafft werden können. Gehört das etwa zur vielgepriesenen Demokratie und Freiheit? :roll: In der DDR kam man für unerlaubten Waffenbesitz mal eben ein paar Jahre in den Knast, das hat viele davon abgehalten, mit derartigem illegal zu handeln oder sich ein privates Waffenlager anzulegen. Das ist bei unserem zähen Rechtssystem hier etwas anders. Illegaler Waffenbesitz ist zwar auch strafbar, aber ehe die Mühlen hier so anlaufen, vergeht reichlich Zeit. Vor allem ist hier in der Bundesrepublik die Beschaffung zu einfach. Fast jeder kann einen Waffenschein machen, Waffen lassen sich dank ungenügender Kontrollen und Strafen leicht auf dem Schwarzmarkt beschaffen - immerhin ist auch das Grenzsystem innerhalb der EU inzwischen etwas lückenhaft. Dazu kommen Waffen, wie die recht problemlos beschaffbaren und auch von diesem Amokläufer verwendeten Vorderlader (siehe Amokläufer kaufte Waffen im Internet welt.de am 21.11.2006). Dann sind da noch unbrauchbar gemachte Waffen, die wieder scharf gedreht werden usw. usf. Wie kann sowas sein? Ich persönlich betrachte diese unsere Gesellschaft als unfähig, mit den gegebenen Problemen der illegalen Waffen und der Verrohung der jungen Generationen fertig zu werden. Es fehlt an ganz einfachen Dingen, die manchem evtl. auch die Augen öffnen würden und zu etwas mehr Ãœberlegung führen könnten. Spontan fällt mir da z.B. der Film “Three Kings” ein, einer der ganz wenigen Filme, wo sehr anschaulich gezeigt wird, wie unangenehm ein Schusswaffentreffer ist. Der Zuschauer wird förmlich dazu gebracht, sich dies am eigenen Leib vorzustellen - sowas sollte öfter mal irgendwo eingebaut werden. Auch würden so einfache Dinge wie die um ihren sinnlos ermordeten Sohn weinenden Eltern so manchem übermäßig blutigen Actionfilm mit Sicherheit ganz gut tun. Eine einfache Frage der Mutter läßt sich dazu in den Raum stellen: “wozu habe ich das Kind gebohren, wenn es letztendlich in jungen Jahren sterben muss, ohne im Leben etwas erreicht zu haben?” Das Ziel eines jeden sollte sein, etwas zu schaffen, nicht etwas zu vernichten. Grundprinzipien und Ideale, die in unserer Gesellschaft leider nicht mehr selbstverständlich sind - bedingt durch Fehler in der Politik und daraus resultierende Arbeitslosigkeit, Armut, Perspektivlosigkeit usw. - Aber nein, die Politker sind nicht schuld, es sind immer die anderen und in diesem Falle mal wieder die Spielehersteller und ihre Kundschaft. Immerhin kann man bei welt.de (ich habe diesmal nur dort recherchiert, alle anderen Nachrichtenmagazine werden sicherlich ähnliches berichten) auch einen Text zum Thema finden, der die neuerlichen Verbots-Forderungen unserer lieben Politiker aus etwas anderem Licht betrachten: Die unnützen Reflexe überforderter Politiker.

Conterstrike de_dust mit 700 virtuellen KillsIch persönlich hatte vor vielen Jahren als ersten Ego-Shooter das gute alte Wolfenstein 3D kennengelernt, welches ich noch auf einem 386-DX40 zockte. Selbstverständlich hatte niemand die deutsche Version davon und auch ich hatte damals nur die in Dtl. verbotene amerikanische Variante mit Blut und Hakenkreuzen an den Wänden, warum auch nicht? War doch vom Prinzip her ein Anti-Nazi-Spiel, was halt in dt. Bunkeranlagen spielte. Später kamen dann Doom I & II, Duke Nukem 3D, Shadow Warrior, kurzzeitig auch Quake, Hexen und viele andere dazu. Schließlich landete auch ich bei Counterstrike, spielte später auch kurzzeitig Americas Army Operations und auf LAN-Parties neben dem selbstverständlichen Counterstrike auch ein wenig Unreal (und Nachfolger) sowie Battle Field. Heute zocke ich zwar (außer auf ca. 2 LANs pro Jahr) so gut wie gar nicht mehr, allerdings wohl eher aus Zeitgründen und wenn dann meist das freie Nexius, welches stark an Unreal erinnert. Hat mir das geschadet? Mhhh … nö! Ich schätze, dass ich im Laufe der vielen Jahre einige 100.000 Kills in diversen Games erzeugt habe und dennoch würde ich derartiges niemals ins Real-Life übertragen. Man zockt sowas aus Spaß, erfreut sich daran, seine Kumpels wegzumähen, dabei auszulachen und 5min später mit ihnen eine Rauchen zu gehen. Zumindest letzteres würde bei echten Waffen nicht gehen ;) Viele dieser Spiele erfordern eine sehr große Teamfähigkeit, Aufopferungsbereitschaft und Reaktionsgeschwindigkeit und das ganze durchaus verbunden mit gegenseitiger Rücksichtnahme - zumindest im eigenen Team. Wer es nicht mit vielen Stunden täglichem Zocken übertreibt, dem wird sowas wohl kaum schaden - eher nutzen ;)
Interessant fand ich auch, dass unterschwellig bei der Suche nach Auslösern und Gründen für die Tat neben den Baller-Spielen auch ein weiteres Hobby des Täters genannt wurde. Er war in einem Team von Softair-/Paintball-Spielern. Na klar, auch sowas ist natürlich sehr realistisch und fördert den Drang zu Amokläufen mit echten Toten und Verletzten. Nun, auch ich habe ein paar mal bei solchen Spielen mit einigen Kumpels mitgemacht und von einigen blauen Flecken und Beulen durch Treffer auf nicht/kaum geschützte Körperstellen abgesehen, konnte ich auch davon keine bleibenden Schäden feststellen. Die Ausrüstung, Waffen usw. kann man auf den Spielplätzen borgen, das kostet insg. ca. 100-150Euro für einen Tag Action und Spaß pur und letztlich ist auch das nur ein Spiel, nicht die Realität.
Noch eine Anmerkung: auch wenn ich derartige Spiele mitgemacht habe und es sicherlich auch irgendwann mal wiederholen werde, würde ich dennoch niemals freiwillig mit einer echten Waffe in der Hand für irgendeinen Staat in den Krieg ziehen und unschuldige Menschen töten - so wie es die USA und ihre Verbündeten ja fleißig auch unter deutschem Schutz praktizieren. Da schreit die Politik nicht “ah” und “oh”, sondern rechtfertigt es mit irgendwelchen aus der Luft gegriffenen Argumenten wie “Schutz der Demokratie” oder “Unterstützung im Natoauftrag” etc. Ich persönlich sehe die wahren Mörder woanders, aber mit Sicherheit nicht in virtuellen Ego-Shootern und Farbkugelspielen. Letztere können nur unter gewissen extrem seltenen Vorraussetzungen in Verbindung mit unserer anderen Medienlandschaft und der Außenpolitik vieler Staaten (inkl. der BRD) solche Massaker auslösen, wie das letzte in Emsdetten. … und letztendlich ist auch dieses, so grausam es sein mag, nichts gegen das, in was auch die deutsche Politik sowie deutsche Chemie- und Waffenkonzerne quer über die Welt (meist indirekt) verwickelt sind.

So, das war mein Wort zum Mittwoch ;)

8 Reaktionen zu “Amokläufer = Egoshooter-Fanatiker?”

  1. AS

    Und ich töte noch täglich virtuell (bevorzugt Gnome, Nachtelfen, Menschen und Zwerge) und irgendwann bekomme ich sicher in meiner Firma das “Falling Down” Syndrom. Dann ist sicher WoW schuld :D

  2. Peti

    Solch Labereien sind wir von Politikern doch gewöhnt. Ich bin ja auch der Meinung, dass es in einem Kaufhaus keine Schuhgeschäfte geben sollte. Denn sind nicht vielleicht das die wahren Auslöser? Bereits gekränkte Männer, kurz vom Ziel, kurz vor er Freiheit, die dann noch mit Frauchen 3 weitere Stunden nach Tretern gucken müssen.

    Höhöhö..

    Ich spiel’s ja auch. CS, SoF, CoD, BiA, und was es nicht alles gibt. Und ehrlich - eine waschechte Handfeuerwaffe möchte ich nicht abfeuern müssen während ich auf irgendeine Kreatur ziele.
    Die Spiele sind’s nicht. Die Peoples sind’s.

  3. w4yne

    Der Hass gegen diese Spiele ist wie immer unbegründet, aber irgendwas muss ja leiden wenn die Politik selber nicht schuld sein mag :( .

  4. admin

    Auf heise.de findet sich auch reichlich Diskussionsstoff zu dem Thema. Unter Bundestagsgutachten sieht Chancen für “Killerspiele-Verbot” findet sich z.B. folgende Passage:
    Aufgegriffen hat die Fraktionsvize der Union im Bundestag, Katherina Reiche, laut einem Bericht des Senders N24 diesen Hinweis teilweise mit ihrem Vorschlag, dass Provider Netzinhalte vorauseilend überwachen und verdächtige Inhalte anzeigen sollten: Sie finde es an der Zeit, “die Internet-Anbieter zu verpflichten, bei bestimmten Stichworten die zuständigen Behörden zu informieren”.
    Da fragt man sich echt, ob einige unserer Politiker gehirnamputiert sind. Die wollen den Ãœberwachsungsstaat mit allen Mitteln. Das ist fast genauso heftig, wie der Artikel Britische Polizei geht mit mobilen Fingerabdruck-Scannern auf Streife. Aber letzteres steht bei uns ja ohnehin in naher Zukunft an. Sowas nennt sich “Freiheit”, lächerlich hoch 3 … Im 1. Artikel von heise ist übrigens auch der auf Telepolis neu veröffentlichte Abschiedbrief (das Original wurde warum auch immer aus dem Netz genommen) verlinkt, ebenso einiges andere zu dem Thema. Aus dem Abschiedsbrief geht ganz eindeutig hervor, welche “Gründe” der Bengel hatte und das sind eindeutig gesellschaftliche Probleme, die überall anzufinden sind und absolut rein gar nichts mit derartigen Spielen zu tun haben. Das es letztendlich überhaupt zu der Tat kommen konnte, dürfte außerdem an seinem Waffenproblem gelegen haben und dieses war schon im Vorfeld bekannt - immerhin hätte er kurz nach der Tat einen Gerichtstermin wegen illegalem Waffenbesitzes gehabt. Es ist bei derarigen Gewalt-Aktionen (die es im Ãœbrigen auch schon vor Ego-Shootern etc. gab) immer das Gleiche: riesiges Theater, wenig Verstand, weitere Beschneidungen von Freiheit und Persönlichkeitsrechten durch zusätzliche Ãœberwachung und Schuldzuweisungen, bei denen der schwarze Peter jemandem (hier den Ego-Shootern) zugeschoben wird, der ohnehin bei einem Teil der Bevölkerung unbeliebt ist. Die eigentlichen Ursachen hingegen werden kaum angesprochen und vor allem auch nicht ansatzweise gelöst. Das ist Politik in Dtl. :evil:

    Heftig fand ich auch die Aussage ganz unten Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): “Computerspiele wie ‘Counterstrike’ sind verabscheuungswürdig. …” - was bitte ist denn daran verabscheuungswürdig? :roll: Die bringen’s noch fertig, Mohrhuhn als Gewaltspiel zu deklarieren und auf’m Rummel die Schießbuden zu verbieten :mrgreen: Ich persönlich würde da eher dafür plädieren, die ganzen Spladerfilme zu verbieten und deren Verbreitung und Besitz unter Strafe zu stellen. Diese Filme sollen eine Art Realität wiederspiegeln - Spiele bleiben aber nun mal virtuell und solange es da nicht wirklich zu heftig zugeht (z.B. Doom in hochauflösend mit aktuellen Grafikdetails könnte recht eklig werden), sehe ich auch keinen Grund dagegen vorgehen zu wollen. Ohnehin stehen in Dtl. viele Spiele auf dem Index und sind höchstens unter dem Ladentisch erhältlich, was wollen die denn noch? :roll:

    Egal, nur nich aufregen, lieber ein bissel Zocken und virtuelle Gegner platt machen :mrgreen:

  5. Boogie

    Cati ich kann deiner Meinung nur beipflichten, sehr guter Artikel.

    :)

    Edit by admin: der Artikel stammt nicht von ihr, sondern von mir ;)

  6. _-=XdC=-_

    Also ich persönlich spiele seit 5 jahren täglich oder auch nicht 2 std cs und kann keine psychischen schäden fest bis auf ne 4 in deutsch :D

    sagen wir doch mal wie es ist die politik ist wie ein Kind
    verlogen dumm und schiebt die schuld auf andere
    wie auch in diesem fall

    Sebastian. B war einfach verlassen Er hatt hass zu menschen imfunden
    war von echten waffen regelrecht begeistert
    hatte keine Freunde und vll hat er sich von seiner mutter vernachlässigt gefühlt
    da er das gröste kind in der fam war

    doch daran liegt es ja nicht

    es liegt an unserer Politik denn
    Wie konnte er überhaubt Ammoklaufen ich denke doch mit Schusswaffen die er sich ja
    Legal garnicht besorgen konnte

    jetz denken sich jedoch unsre politiker
    Scheise fuck was machen wir Es ist klar unsre schuld scheise
    AHHHHHH warte mal er hat einen steam acc JUHU die lösung
    wir können weiter in den sessel furzen und die leute bis 67 arbeiten lassen
    damit wir unsre brötchen schmieren können
    den er hatt COUNTERSTRIKE gespielt deswegen hat er das getan !
    los manny lass mal die blut spiele verbieten

  7. cati

    Hmm. Teilweise hast Du recht. Teilweise finde ich Deine Antwort ein wenig unqualifiziert. Es gibt sicher andere Aspekte, die man bei der Thematik mitbedenken sollte. Das Gesetz ist nur die Vorgabe, nach der Du Dich möglichst richten solltest, du kannst es aber eben auch lassen und ich finde deshalb sollte man nicht gleich wieder alle 614 Abgeordneten zur Schnecke machen. Niemand wird immer vollkommen zufrieden sein, mit den Gesetzen die erlassen werden.

  8. DARKSHADOWDRAGEN

    Wenn er alles von seiner Festplatte gelöscht hät.
    Und stat desen Pokemon bilder und spiele trauf gemacht hätte wäre die jetzt schul.
    Dann fürden sie gegen die ANIMES losgehn und sagen das sie SCHULD dran haben!

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