Des-Meeres-Augen-Blicke

Binz
Schon lange hatte ich das Rauschen der Wellen nicht mehr gehört, schon lange keine Muscheln im Sand gesucht, schon lange nicht mehr die Dünengräser sich im Wind wiegen sehen.
Ein wahrhaft schöner Moment nach vielen stressigen Wochen plötzlich in die Ferne des Meeres zu sehen, die Wellen zu hören und einfach nur da zu sein.
Angekommen. Ausatmen.

FAZIT: Strandkorb mieten und ganz lange dort bleiben :-)

Schloß Granitz
Nicht gerade ohne ist der Weg nach oben zum Schloß Granitz. Vielleicht lag es auch nur daran, das ich null Kondition hatte: eine Insel mit zwei Bergen…
Oben angekommen galt es noch die 154 Stufen zum Turm zu erklimmen, eine Wendeltreppe führte steil nach oben. Leicht aufkommender Schwindel, durch die kunstvollen gußeisernen Treppen konnte man durchgucken, und wenn man Probleme mit Höhen und Tiefen hat, dann läßt man es lieber. Hoch gegangen wurde in Grüppchen à maximal 30 Personen. Eine Pause beim Aufstieg war nicht drin, man hätte ja den ganzen Verkehr aufgehalten. Oben angekommen schlug mir das Herz bis zum Hals. Völlig aus der Übung. Ein grandioser Ausblick, Land und Wasser, soweit das Auge reicht. Ein übel zischender, kalter Wind hat meine und die Wangen des Liebsten rosig gefärbt.

FAZIT: 154 Treppen, die sich lohnen.

Kreidefelsen/Königsstuhl oder wie man sich verläuft

“Parkplatz 5 - Kreidefelsen”

Wenn mann keine Ahnung hat, helfen einem Karten und eigens dafür aufgestellte Wandertafeln weiter. So liefen wir schön mitten rein in den Jasmunder Nationalpark, immer folgend dem Wanderschild: “Königsstuhl”. Waldwege galt es zu bestreiten, die ordentlich bergauf- und bergab gingen, die hatten es mal wieder in sich. Aber der Weg zum Schloß sollte erst der Anfang eines harten Ostermarsches für mich sein….
Ohne jegliche Vorahnung, wie weit es zum Königsstuhl sein könnt, pilgerten wir durch den Wald, vorbei an wunderbaren Pfaden, am Waldtierpark Sassnitz und einem kleinen Flüßchen, nur weit und breit kein Felsen. Nach gut einer dreiviertel Stunde standen wir plötzlich vor Häusern, einem Busbahnhof, und einem Wegweiser: “Königsstuhl: 16,5 km”
:mrgreen: Irgendetwas war schief gelaufen. 16,5 km wollte ich nicht mehr laufen, so daß wir mit dem unten stehenden Bus zurück zum Parkplatz 5 fuhren, von dort aus mit dem Auto weiter der Hauptstraße folgend, Richtung Königsstuhl.

FAZIT: Karten richtig lesen hat schon Vielen geholfen.

Königsstuhl Parkplatz

Ein Schild mit der Aufschrift: Königsstuhl: 3km : gut ausgebaut ließ all meine Hoffnung schwinden, endlich an’s Ziel zu kommen. Nachdem ich mich gefühlte 6km für umsonst gequält habe, Berge zu besteigen hieß es nun: weitere 3 Kilometer laufen um endlich Caspar David Friedrichs gemalten Punkt zu erreichen.
Etwas entnervt suchte ich die sanitären Anlagen auf. Nach verlassen dieser, prangte direkt vor der Ausgangstür ein großes Schild: “Vergessen Sie nicht, ihren Obulus zu entrichten!” Da niemand da war, verschwendete ich gar keinen Gedanken daran.
“Vergessen Sie ihren Bibliotheksausweis nicht!!”

Auf dem Weg
Der Weg war tatsächlich gut ausgebaut und man lief an wirklich unberührter Landschaft vorbei. An Mooren, kleinen Tümpeln, in denen alles so wuchs, wie es sich die Natur gedacht hat. Inmitten von Hügeln, ein kleiner See. Kraft tanken. Vögel zwitschern. Sonne blitzt zwischen die Blätter. Ein zauberhafter Anblick in jeder Hinsicht.

Angekommen
Natürlich hat man den Königsstuhl zum “Nationalpark Königsstuhl” erklärt und verlangte für den malerischen Ausblick satte 6 Euro. Etwas weiter konnte man aber nochmals einen Aufstieg vornehmen und zur sog. “Victoriasicht” gelangen.
Als ich endlich angekommen war, stand ich etwas, ja ehrfürchtig, vor dem, was sich uns darbot. Die endlose Weite, die wahnsinnige Tiefe, das schillernde blau, einfach ein unbeschreiblicher Ausblick. Soviel überschaubares Wasser, so wunderschön gelegen. Und wieder ausatmen, da war er, mein Meeresaugenblick - verweile doch, du bist so schön.

FAZIT: Anstrengungen werden mit einem grandiosen Ausblick belohnt, man bekommt das etware Gefühl, wie groß und weit ein Meer sein kann- auch wenn dies nur ein Bruchteil dessen ist.

Prora

Im ehemaligen KdF-Bad hielten wir an, um das eigentlich unfassbare Außmas von 4,5 Kilometern Betonklotz zu besichtigen, welches zwischen 1936 und 39 gebaut und zum größten Teil auch vollendet wurde. Die zweitgrößte Hinterlassenschaft aus der Zeit des Nationalsozialismus steht heute unter Denkmalschutz. Einige kleine Künstlerläden haben sich in den unteren Räumen angesiedelt. Ein wenig “Prenzlauer Berg Atomosphäre.” Es gibt dort auch ein Dokumentationszentrum. Mir wurde irgendwie anders als wir durch den Durchgang “zum Strand” gingen, dichte Kiefern vor uns standen und wir uns mühselig durch die Sandberge ohne Weg, hinunter zum Meer schoben. Der Strand ist ausnahmslos häßlich, ein Gebäudeteil, eine wohl sog. “Terasse” ragt bis hinein ins Meer. Nur wenige Besucher verlaufen sich hierher. Dafür gibt es soviele Muscheln wie in es sie in Binz, Göhren und Sellin nicht gibt.
Industrieruinen und einige in diesem Terrain seltsam wirkende Einfamilienhäuser, machen es nicht wirklich schöner, und man fragt sich, warum die Menschen dort wohnen. Zwei Zeilen Bungalowartiger Wohnhäuser sind in einer Reihe miteinader verbunden. Das ganze Gelände wirkt insich skuril. Wilde Natur, geschichtslastige Kulisse.

FAZIT: Der Gegensatz schlechthin, zu den Seebädern in der Umgebung. Schlicht nicht vorstellbar.

Satz der letzten drei Tage:

“Du könntest das staatlich anerkannte Muschelmuseum eröffnen” :mrgreen:

Wo er Recht hat, hat er mal wieder Recht :twisted:

- die potenzielle Muschlemuseumsangestellte -

Eine Reaktion zu “Des-Meeres-Augen-Blicke”

  1. Baudenkmal

    Dem kann ich nur zustimmen - Schloß Granitz ist einen Ausflug wert! Wenn man die Treppen geschafft hat (ich selber bin schwindelfrei und fand den “Aufstieg” jetzt nicht sonderlich schlimm), kann man den unglaublichen Ausblick auf das Wasser genießen…

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