Dr. Oettker’s Schul-Kochbuch : Großmutters Küche - was man in alten Kochbüchern lesen und lernen kann

In alten Kochbüchern kann man manch Interessantes lesen. Viele kleine Dinge sind nach wie vor heute noch aktuell, einige andere Passagen lassen einen nur schmunzeln. Viele der sinnvollen Tipps sind in der Form heute in keinem Kochbuch mehr zu lesen. Dieser Post sei einigen vom damaligen Herausgeber Dr. August Oettker schön gewählten Sätzen gewidmet. Die meisten Kochbücher der damaligen Zeit beginnen mit langen einleitenden Texten zur allgemeinen Haushaltsführung, bevor es mit Inhaltsverzeichnis und den eigentlichen Rezepten weitergeht. Alle Passagen stammen aus dem “Dr. Oettker Schul-Kochbuch” von 1938, damals erschienen im Verlag Dr. D. Gundlach Aktiengesellschaft, Bielefeld. In vielen Teilen des Buches wird immer wieder deutlich, wie wichtig so ein Kochbuch für die damalige Zeit war und wie einige dieser “Regeln” und Kniffe bis heute Bestand haben. So beginnt dieses Kochbuch - gefunden bei meinem Liebsten, dessen Oma dieses mal gehörte - mit einem schönen Vorwort, aus welchem hier zitiert sei:

“Das Wiedererscheinen des Schul-Kochbuches im Jahre 1927 erweckte bei den Hausfrauen einen derart freudigen Widerhall, daß innerhalb von 10 Jahren eine Auflage von 5 Millionen Stück gedruckt werden mußte. Der seither eingetretene Wandel in Wirtschaft und Ernährungswirtschaft machte jedoch eine grundlegende Neubearbeitung des Buches erforderlich, sie brachte zugleich eine wesentliche Erweiterung auf 1100 Gerichte und 20 Bildtafeln mit sich. Das Ziel, der Haushaltschülerin einen guten Leitfaden, der angehenden Hausfrau einen guten Berater, der fortgeschrittenen aber eine Fülle von Anregungen zu geben, glauben wir auch in der neuen Ausgabe erreicht zu haben” […]
Mai 1938, Dr. August Oetker.

Weiter geht es dann mit den Allgemeinen Hinweisen:

1) Einiges über den Stoffwechsel im menschlichen Organismus

“Die Aufnahme von Nahrung regelt sich beim Menschen und beim Tier nach dem Bedarf. Als Regulatoren dienen die Instinktgefühle Hunger und Durst.” […]
“Der Magen spielt für die Verdauung eine besonders wichtige Rolle, weil hier die Speisen längere Zeit bleiben. Er gehört zu den Kontrolleinrichtungen für eine gesunde Kost indem er Unbekömmliches durch Erbrechen wieder abgibt.”

2) Praktische Winke zu neuzeitlichen Haushaltsführung

“Es gehört ein nicht geringes Maß von Kenntnis und Erfahrung dazu, einen Haushalt nach neuzeitlichen Gesichtspunkten richtig führen zu können. Es ist aber Pflicht jeder Hausfrau sich dies Wissen in allen Einzelheiten anzueignen, denn ein gut geführter Haushalt…” - und jetzt kommt es: “… ist die Grundlage für die Leistungsfähigkeit des Mannes wie für das Gedeihen der Kinder!”
“Hausarbeit ist Kopfarbeit!”

Wie wichtig der gute alte - damals nannte man ihn “Küchenzettel” - Einkaufszettel ist, zeigt diese Passage:

3) Aufstellung des Küchenzettels

“Unter Berücksichtigung des Gesamteinkommens setze man einen Betrag fest, der wöchentlich oder monatlich ausgegeben werden darf. Für arbeitsreiche Tage (Waschtage, Hausputz) sind solche Gerichte zu wählen, die ohne großen Zeitaufwand hergestellt werden können. (Eintopf) Man berücksichtige auch die neuesten Erkenntnisse wissenschaftlicher Ernährungsforschung, so sorge man im Winter für genügende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen!”
Und dann ging’s auch schon los:

4) Einkauf der Lebensmittel

“Man achte darauf, das Preis und Nährwert im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Es gibt Nahrungsmittel, die in ihrem Wert überschätzt und viel zu teuer bezahlt werden, während billige Nahrungsmittel oft eine höhere Bewertung verdienen. (Milch, Quark).
Die Passagen zur Aufbewahrung der Vorräte, der Vorbereitung der Lebensmittel bis hin zum Würzen lassen wir an der Stelle unbeachtet und kommen abschließend zu dem auch sehr schön formulierten Punkt:

5) Anrichten

“Da Ärger und Sorgen die Eßlust beeinträchtigen und die Verdauungsarbeit stören, sorge die Hausfrau an ihrem Teil für freundliche Stimmung. Sie vermeide vor allem Aufregung durch unregelmäßige Mahlzeiten und unpünktliches Anrichten!”

Na dann: Guten Appetit!

Veröffentlicht von cati am Saturday, den 16. February 2008 um 08:05 Uhr in Sonstiges.