Grevenreuth AG - Mahnung AZ 3380371
Gerade eben flatterte eine lustige eMail bei mir rein:
Sehr geehrte Damen und Herren,
laut Untersuchungen Ihrer IP Logs, hat unserer Mandant “Universal Music” festgestellt, dass Sie häufig urheberrechtlich geschützes Materiel in Form von Musik heruntergerladen haben.
Da dies gegen das Urheberrecht Verstößt bitten wir Sie eine Mahngeld in Höhe von 50€ an uns zu zahlen.Wenn Sie dieses Geld bezahlen, entgehen Sie einem Mahnverfahren und einem Gerichtsprozess (Urheberrechts Verletzungen sind kein Kavaliersdelikt).
Sollten Sie den ausstehenden Betrag jedoch nicht begleichen, sind wir gezwungen ein Mahnverfahren gegen Sie zu eröffnen.
Durch diese kommen Anwalts -und Gerichtskosten auf Sie zu. Zudem haben Sie dann eine hohe Geldstrafe oder sogar eine Gefängnisstrafe zu erwarten.Mit welcher Strafe Sie zu rechnen haben, hängt davon ab, ob Sie bereits vorbestraft sind.
Ich bitte Sie binnen 3 Tagen eine Mail mit dem Betreff “3380371″ und folgendem Inhalt an die Email zahlung@doctor.com mailto:zahlung@doctor.com zu senden:
- 50€ in Form von Paysafecard (diese ist an jeder deutschen Tankstelle erhältlich, nähere Infos dazu auf : http://www.paysafecard.com/at/privat/paysafecard-erwerben/verkaufsstellen/
(Dieses Bezahlverfahren verwenden wir, damit Sie sicher stellen können, dass wir keiner weiteren persönlichen Daten von Ihnen sichern um diese gegen Sie zu verwenden.
Sobald die Zahlung eingetroffen ist erhalten Sie natürlich binnen 24 Stunden eine bestätigung, dass keine weiteren rechtlichen Schritte, gegen Sie unternommen werden.)- Eine Unterlassungserklärung, in der Sie bestätigen in Zukunft keine Urheberrechtsverletzungen zu begehen (Dadurch entgehen sie einmalig als erst Täter einer höheren Strafe)
Die von Ihnen zu zahlende Gesamtforderung setzt sich wie folgt zusammen:
Grundforderung unseres Mandanten: 24,79 Euro
vorgerichtliche Inkassogebühren: 21,00 Euro
vorgerichtliche Inkassoauslagen: 4,21 Euro
———————————————————
noch offener Gesamtbetrag (Stand: 10.06.2010): 50,00 EuroDer geltend gemachte Betrag in Höhe von 50,00 Euro ist innerhalb der nächsten 3 Tage unter Angabe des Aktenzeichens 3380371 an uns per Email zu zahlen.
Sollten Sie nach Ablauf dieser Frist das geforderte Geld nicht gezahlt haben, werden wir uns die Forderung abtreten lassen und ein gerichtliches Mahnverfahren gemäß §§ 688 ff. ZPO gegen Sie einleiten, wodurch erhebliche Kosten für Gericht und Anwalt, nötigenfalls auch Vollstreckungskosten für den Gerichtsvollzieher, entstehen.
Zudem riskieren Sie bei Durchführung eines gerichtlichen Vollstreckungsverfahrens auch den Verlust Ihrer Kreditwürdigkeit durch Eintragung in das amtliche Schuldnerverzeichnis, was für Sie zu erheblichen Schwierigkeiten führen kann, z.B. bei der Bestellung von Waren oder dem Abschluss eines neuen Mobilfunkvertrages. Zahlen Sie deshalb in Ihrem eigenen Interesse innerhalb der gesetzten Frist.Mit verbindlichem Gruß
grevenreuth, Abteilung Mahnbescheid
Grevenreuth AG
Registriert und zugelassen vom Präsidenten des Amtsgerichts Osnabrück
nach § 10 Abs. 1 Nr. 1 RDG———————————————————-
Marienweg 13
49084 Osnabrück
Telefon: +49 (0)541 83465-568
Telefax: +49 (0)541 83465-000
Vorstand: Dr. Michael Grevenreuth (Vorsitzender),
Aufsichtsrat: Maria Achilis (Vorsitzender)Als Betreff der Email bitte unbedingt “3380371″ angeben!
Also das ist ja mal lustig, als ob sich ein Abmahner mit 50€ begnügen würde Dazu die unzähligen Fehler im Text: Selbst wenn Abmahner wohl zu den primitivsten Geschöpfen unseres Planeten gehören, fehlerfrei schreiben können sie (oder ihre Sekretärin) meist. Witzig ist auch die Art und Weise, wie man bezahlen soll - habe von dem Verfahren bisher noch nie etwas gehört, gibt’s aber vermutlich wirklich. Den nicht vorhandenen realen Hintergrund zu diesem Betrugversuch erkennt man auch am Fehlen einer persönlichen Ansprache und überhaupt daran, dass es eine eMail ist. Denn wenn jemand eine Abmahnung für eine Urheberrechtsverletzung im Internet bekommt, wurde vorher zwar dessen IP-Adresse ermittelt, dann aber vom Internetprovider der Besitzer des Zugangs mit Namen und Anschrift angefordert. Eine Abmahung bekommt man niemals per eMail sonder IMMER per Einschreiben, damit der Abmahnende (meistens darauf spezialisierte Anwaltskanzleien) die Zustellung nachweisen kann. Per eMail kann man allenfalls auf einen Verstoß hinweisen und natürlich versuchen, ahnungslose Mitmenschen besonders kostengünstig abzuzocken.
Das witzigste Detail dieses Betrugsversuchs ist aber eindeutig die Grevenreuth AG, wobei der ursprüngliche Verfasser der Spam-Mail entweder Gravenreuth nicht schreiben konnte oder aus irgendeinem Grund sich mit der ähnlichen Schreibweise des ehemals berüchtigsten deutschen Abmahners begnügte. Denn der allgemein schon seit Jahren als Verbrecher angesehene Günter Freiherr von Gravenreuth (was’n aufgedunsener vorsintflutlicher Name ) hat sich am 22. Februar selbst erledigt und damit der Menschheit den wohl größten Gefallen seines berühmt-berüchtigten Lebens getan. Tja und irgendwer sucht da wohl im Windschatten des Namens des übelsten Abmahnanwaltes und verurteilten Kriminellen nach ahnungslosen Opfern, die nicht dazu in der Lage sind, die Glaubwürdigkeit dieser eMail zu erkennen.
Übrigens, wenn man nach Teilen der Mail in einer Suchmaschine seiner Wahl herumsucht, findet man ähnliche Betrugsversuche bereits Anfang diesen Jahres. Lediglich einige Details (Aktenzeichen, eMail-Adresse des Empfängers und einzelne Worte) wurden verändert. Verschickt wurde diese Mail von mout1.freenet.de ([195.4.92.91]) by mailin.webmailer.de (bertie mi40) (RZmta 23.2).
Wem es nicht klar sein sollte: auf solche eMails antwortet man nicht. Eine Antwort bedeutet, dass die eMail-Adresse aktiv genutzt wird und somit einen gewissen Wert für Spammer hat. Abgesehen davon kann man davon ausgehen, dass der Besitzer dieser Domain nur schwer belangt werden kann, da der Firmensitz in den USA liegt. doctor.com gehört ebenso wie die schon früher für ähnliche Betrugsversuche verwendete Domain dr.com einer Firma namens World Media Group, LLC - ob die sich auf angebliche Markenrechtsverletzungen und üble Abzocke spezialisiert haben oder sind deren Admins etwa so unfähig, dass die sich innerhalb weniger Monate gleich zwei Domains vom selben Betrüger kapern lassen?
Am 17. June 2010 um 02:19 Uhr
Weiterführender Spam:
Antispam:
Am 17. June 2010 um 07:28 Uhr
Hi,
habe die selbe Mail gerade bekommen
Gruß
Hackbart
Am 17. June 2010 um 09:01 Uhr
Hab’s auch grad bekommen. Lustig ist auch, dass keine Mehrwertsteuer fällig wird …
Am 17. June 2010 um 10:28 Uhr
Sogar mit Namen und echter E-Mail Addi ist er ausfindig zu machen.
manfred.fiedler @ freenet.de
Also manche Typen haben echt zuviel Freizeit ….
Am 17. June 2010 um 11:03 Uhr
Na gut, das könnte auch ein gehackter eMail-Account sein oder von einem Trojaner-verseuchten Rechner stammen. Auf jeden Fall gibt’s einige Punkte, wo man mit Ermittlungen gegen den Ãœbeltäter ansetzen könnte. Also falls jemand die Polizei damit belästigen möchte oder vielleicht sogar schon bezahlt hat und entsprechend noch Anzeige erstatten möchte, dann wäre es sinnvoll, neben der eigenen eMail auch die hier angegebenen Daten (IP-Adresse, Freenet-eMail-Adresse) gleich mit einzureichen.
Am 17. June 2010 um 11:12 Uhr
So schlimm der Gravenreuth auch war - sich über einen Toten lustig machen ist ganz mies.
Am 17. June 2010 um 11:56 Uhr
# methode
Am 17. June 2010 um 11:12 Uhr
So schlimm der Gravenreuth auch war - sich über einen Toten lustig machen ist ganz mies.
Warum?
Am 17. June 2010 um 12:02 Uhr
Das sehe ich in 99,9% der Fälle genauso und über seinen Tod mache ich mich auch nicht lustig, ich habe mich allenfalls etwas zynisch ausgedrückt. Allgemein kann man aber feststellen, dass sich beim Abmahner Gravenreuth nicht ganz ohne Grund ein großes Aufatmen und eine allgemeine Schadenfreude im Netz breit gemacht hatte, als er sich seinem Haftantritt durch Selbstmord entzog … Ich durfte im Laufe der Jahre mehrere Leute kennenlernen, die u.a. von ihm wegen Lappalien abgemahnt wurden, teils in Serienabmahnungen, wo gleich diverse Opfer auf ähnliche Weise an ihn größere dreistellige und teils auch vierstellige Beträge überweisen durften und dazu selbstverständlich noch Unterlassungserklärungen unterschreiben mussten. Der Kerl hatte u.a. Webseiten abgemahnt, die zur Bestätigung des Eintrags in einen Newsletter Mails versendeten. In den Logs war ersichtlich, dass er (oder wahrscheinlich eher seine Sekretärin oder ein billiger Praktikant) diese Opt-In-Mails an seinen Account selbst veranlasst haben. Bemängelt hatte er dies als unerwünschte Werbung. Nur vor welchem Gericht soll man gegen solche Rechtsverdreher durchkommen? Das Risiko einen teuren Prozess bezahlen zu müssen, weil solche Typen sich das Recht so hinbiegen, wie sie es brauchen, ist halt für die meisten kleinen Leute und auch kleine Firmen einfach zu hoch. Also haben diese Leute bezahlt und diese Opfer haben letztlich eher mein Mitleid verdient … Darum geht’s eigentlich auch gar nicht, der obige Fake stammt nicht von ihm und auch nicht von irgendeiner Grevenreuth AG
Am 17. June 2010 um 14:26 Uhr
Schau doch mal auf der IP! Ich habe auch dies Mail bekommen und habe mehr Details von Abesender: funnyman24 @ freenet.de
Die IP stimmt mit dem Absender funnyman24 @ freenet.de überein, denn die IP 74.208.7.86 stammt tatsächlich von freenet.de.
Ich hoffe der Typ hat selbst einen guten Anwalt.
Schaut mal bitte in Quelltext nach, da stehts drin.
Am 17. June 2010 um 14:41 Uhr
Die von Dir genannte IP gehört zum Adressbereich Lenexa 1&1 Internet Inc, einer amerikanischen 1&1-Tochter. Der DNS-Name s15267517.onlinehome-server.com bringt leider auch nichts, da kommen keien Inhalte, könnte auch ein gehackter Server sein. Bei mir steht folgendes im Header (eigene Adresse entfernt):
Edit: ich musste jetzt erst mal nachschauen, in welcher Reihenfolge die Einträge als Received abgelegt werden, auf die angegebenen Serverzeiten wollte ich mich dabei nicht verlassen. Also stimmt schon, die 74.~ ist die erste in der Liste, aber die bringt wie gesagt leider nicht viel. Man müsste sich an 1&1 wenden und da vermutlich an die amerikanische Tochtergesellschaft und ob die einem dann Auskunft erteilen? *schulterzuck* Aber Du kannst es gerne im Namen hunderter/tausender zugespammter User probieren
Am 17. June 2010 um 14:50 Uhr
Achso, also hat es mit dem funnyman24 garnichts zutun. Mein Gott sind das Schweine, wie kann man nur solche dinge sich einfallen lassen.
Ich hab mich tatsächlich ziemlich erschrocken, wo ich die Mail erhalten habe.
Kann das sein, das die ihre Mails übern proxy verschicken?
Am 17. June 2010 um 14:55 Uhr
Ich habe gerade noch mal nachgebessert, hatte da eine falsche Info in meinem letzten Kommentar. Das ist kein Mailserver von 1&1 sondern irgendein privater Server (oder vielleicht auch nur der DNS-Name zu einem DSL-Zugang?) und da dieser Server weder auf den Namen noch auf die IP etwas ausliefert, kann man da auch nicht viel zu sagen. Könnte ein übernommener Server sein, vom eigenen verschicken derartige Betrüger ihre Mails im Normalfall nicht oder nur genau ein Mal
Am 18. June 2010 um 05:57 Uhr
Die IP-Adressen zu diesen Privatpersonen haben 100% nichts mit der Person oder den Leuten zu tuen, die hinter der ganzen Sache stecken. Ich gehe eher davon aus, dass die Leute deren IPs und eMail Addys ihr da habt, einfach ein Teil eines Botnet sinds, und die Leute sicher nicht einmal wissen, dass von ihren Kisten solche Mails verschickt werden.
Am 18. July 2010 um 13:49 Uhr
ey ich hab die auch bekommen…… heute….
aber bei youtube….. an meine youtube-addy….
also jetzt nicht zahlen oder???
lieben gruß
Am 18. July 2010 um 15:43 Uhr
Hallo, selbstverständlich zahlst Du da gar nichts, das ist ein Betrugsversuch. An YouTube-Accounts sowas zu verschicken ist natürlich auch eine “witzige” Idee, dort wird schließlich mehr urheberrechtlich geschütztes Material illegal angeboten, als irgendwo anders und Google als YouTube-Mutterkonzern hat nur mit wenigen Vermarktern entsprechende Lizenz-/Duldungsverträge abgeschlossen. Also ein gefundenes Fressen für echte Abzockanwälte und Betrüger wie in diesem Fall.
Zusätzlich kannst Du Anzeige erstatten und eine Info an YouTube selbst über den Betrugsversuch unter dem Namen der Grevenreuth AG wäre auch nicht verkehrt
Am 19. July 2010 um 09:23 Uhr
Habe die Mail gestern auch bekommen und war erstmal total geschockt. Hab heute Morgen gleich mal gegoogelt und siehe da: ich hab diese Seite hier gefunden!
Ganz echt kam mir die Mail sowieso nicht rüber… Wenn man illegal Musik downloadet kostet das oft tausende von Euro und nicht “nur” 50€.
Aber ich bin trotzdem echt beruhigt und mache jetzt erstmal gar nichts.
Danke, dass ihr das öffentlich gemacht hab, sonst wäre ich total in Panik verfallen, weil ich nichts illegales wie “Musik downloaden” gemacht habe oder so. Ich dacht nur so: HÄ?! Was wollen die von mir?
Also,
DANKE!
Benny
Am 1. October 2010 um 16:50 Uhr
Ich habe mich auch erst ziemlich erschrocken. Ich habe die email auch von youtube bekommen…
Danke,danke,danke, dass ihr das veröffentlicht habt!!!!!!
Am 5. October 2010 um 17:04 Uhr
Vor einigen Wochen sollen inhaltlich sehr ähnliche Schreiben auch per Post rausgegangen sein. Hauptindiz dafür, dass es sich auch bei einer Abmahnung per Post um Betrügerei handelt, ist ein dubiosen Überweisungsverfahren. Aber auch viele andere Dinge können darauf hinweisen: schlechtes deutsch, nichtexistierende Firmen, Bankkonten im Ausland, ungewöhnlich niedrige Abmahngebühren usw. Also immer genau hinschauen, was man da bekommt.