Kindererziehung in der S-Bahn

Die kleine Nina sitzt mit ihrer Mutter und ihrem Geschwisterkind zusammen mit Anderen und mir in einem S-Bahn Wagon. Während Ninas Mutter das Kleine auf dem Schoß hin und her schaukelt und nebenher eine SMS in ihr Handy tippt, sitzt Nina daneben, schaukelt mit den Beinen und langweilt sich sichtlich. Es ist Samstagnachmittag und wir fahren alle rein nach Berlin. Ninas Mutter ist ungefähr 37 trägt eine grüne Leggings und ein Jeanskleid darüber, dazu knallroten Lippenstift und rote Ballerina. Nina steht auf und läuft durch den Wagon, auf und ab und wieder zurück und wieder auf und ab. Dabei dreht sie einige Runden durch die Sitzgruppen und klebt mit er Nase an einem Fenster und blickt in die vorbeiziehende Landschaft, bis Ninas Mutter ruft: “Aber nicht so weit!” Nina ist ungefähr 6 Jahre alt und der fast leere Wagon eine überschaubare Größe. Als wir eine Station später halten ruft ihre Mutter: “Niiinaaa - nicht an die Tür!” und ist noch immer tief versunken in ihr Handy. Nina interessiert das wenig und unbekümmert turnt sie weiter durch die Bahn. Als wir die nächste Haltestelle erreicht haben, steht Nina in der offenen Tür und schaut hinaus. Ninas Mutter hat genug und schreit laut: “Niiinnnaaaaaa! Jetzt reicht es mir aber, Du setzt Dich jetzt hier hin! Sofort!” Nina hat keine Wahl sie kommt sofort und setzt sich neben ihre Mutter. Worauf jetzt die eigentlich wirkliche und wahre Erklärung folgt, warum Nina sich eigentlich lieber nicht im Wagon hätte frei bewegen sollen. Meine Sitznachbarin und ich sind jetzt schon komplett genervt von dem theatralischen Rumgekeife der Öko-Ober-Mutti, wir atmen quasi synchron gleich tief durch und rollen die Augen. Mutter Nina, sieht allerings nur mich aus ihrer Position und sagt wütend zu Nina: “Kuck mal, die Frau da drüben ist schon total genervt von mir, weil ich Dich schon achtzig Mal gerufen habe.” Die Gute wußte hier noch nicht, dass das ihr einziger, wahrer Satz auf dieser Zugfahrt bleiben sollte. Sie begannn nun, Nina zu erklären: “Weißt Du, das ist nämlich gefährlich, wenn Du an den offenen Zugtüren stehen bleibst - da kommen nämlich Leute vorbei, die ziehen Dich dann von außen aus dem Zug raus und nehmen Dich mit! Ja, so böse Menschen gibt es!” Ich dachte mir: welchen Mist erzählst Du Deinem Kind da eigentlich? Ich atmete nochmal tief durch und dachte mir: kann ja wohl nicht wahr sein. Hätte ich es doch verstanden, dass man aus dem Zug “fallen” könnte, oder plötzlich die Türen zugehen oder das kleine Zwerge umgerannt werden? Aber Mama Nina fährt das Schlimmste aller Bilder auf: “Kind aus dem stehenden S-Bahn-Wagon an der Tür weggeschnappt und ins Hexenhaus gesteckt!” Natürlich. Kann man ja auch fast täglich in der Zeitung lesen, wie Kinder einfach so aus der S2 verschwinden - also unglaublich! *Kopfschüttel*

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