Katzen suchen sich einen Platz zum sterben

In der vergangenen Woche ist der graue Nachbarskater gestorben. Leider weiß ich seinen Namen gar nicht. Bekannt war er lediglich dafür, dass er sich entweder bei uns zu Hause fühlte oder bei unserer anderen Nachbarin auf dem Grundstück hinter uns. Im Sommer saß er tagsüber meistens bei ihr auf der Terasse und nachts schlief er unter unserem Pavillion. Ich mochte diesen Kater leider nicht besonders, weil er kein typischer einfacher Hauskater war sondern einem grauen Wollknäul glich und einen recht irren Blick dazu hatte. Dennoch duldeten wir als Nachbarn irgendwann alle seine Gegenwart, da er aus gutem Grund, sein eigentliches Heim irgendwann verlassen hatte. Dort hatte man sich zwei neue Katzen ins Haus geholt, die wiederum Katzenkinder bekamen und irgendwann wars dem Grauen dann wohl irgendwie bunt, so dass er sich eine neue “Familie” suchte, die er letzlich doch nicht wirklich fand. Auch unsere zwei Vierbeiner dulteten seine Anwesenheit in einem gewissen Rahmen. Oft kam er dann doch mal nachts in unser Haus geschlichen um Katzenfutter zu stiebizen - natürlich nicht gerade toll, aber gut, man hat es eben akzeptiert. So zog der Herbst ins Land. Erst in den letzten Tagen wurde mir klar, dass der Graue immer öfter bei uns im Hausflur an der Heizung übernachtet haben muss, da nachts die Katzenklappe ging, als ich wach war und auch morgens, als mein erster Weg ins Bad führte. Da unsere beiden entweder zur gleichen Zeit zugegen waren oder draußen, konnte nur er es sein. Am vergangenen Donnerstagmorgen blieb genau dieses Geräusch aus und ich dachte nur: heute kein grauer Kater da. Kann ja mal passieren. Ungewohnterweise verhielt sich meine Katze für diese Uhrzeit sehr ruhig und blieb den ganzen morgen auf meinem Bett sitzen. Nach einer guten Stunde, die ich bereits wach war, stand auch der Liebste auf und kam die Treppe runter. Ich deckte den Tisch, machte mein Bett, Tinka sprang herunter, wich mir allerdings nicht von der Seite.

“Schatz!”, rief er aus dem Flur. Etwas genervt rief ich: “Was ist denn, ich hab keine Zeit!”. Warum blieb er den jetzt im, Flur stehen, meine Güte, wir wollen ja alle mal fertig werden! “Schatz, die graue Katze liegt im Flur!” sagte er und machte dabei die typischen Katzen-Verjage-Laute, bei denen er sich auch sonst dann immer trollte. Irgendwas stimmte da nicht. “Wie, sie liegt da?” Ich trat lieber gleich einen Schritt zurück von der Flurtür. Noch immer stand Tinka auch ganz ruhig ein paar Meter neben mir und wagte keinen Schritt. “Ich glaube sie ist tot!”, sagte der Liebste und ich rief entsetzt: “Was?? Oh mein Gott!” Tinka wusste das wohl, vielleicht war sie nachts schon an ihm vorbei gegangen oder als sie in den ersten Morgenstunden fürs kleine Geschäft in den Garten ging. Der Liebste ging dann sofort rüber zum eigentlichen Katzenbesitzer, der das Tier dann auch gleich abholte. Ich musste natürlich weinen, Katze ist Katze, Wollknäul hin oder her, traurig ist es alle mal. Die Erkenntnis die zurück bleibt ist, dass er sich vielleicht den Platz ausgesucht hat, wo er sich am wohlsten gefühlt hat und wo man ihn eine lange Zeit gewähren ließ. Genau diese Tatsache machte mich allerdings den ganzen Tag auch so betroffen und mir fielen all die Momente ein, wo auch ich ihn hin und wieder der Tür verwies, weil er mit Tinka oder Jeff den Katzenkampf im Hausflur meinte ausfechten zu wollen. Es muss doch schrecklich sein, dass er nicht mal dort, wo sein eigentliches zu Hause war, einschlafen konnte, weil man ihn einst vergrault hat. So hat er sich den schönsten letzten Platz gesucht und ist scheinbar still eingeschlafen … R.I.P. …

Eine Reaktion zu “Katzen suchen sich einen Platz zum sterben”

  1. Stefan

    :(

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