Über die Schönheit
Jeden Tag sieht man überall neue Gesichter. Man kann jeden Tag den selben Weg zur Arbeit laufen und man wird nie die gleichen Gesichter sehen, vielleicht Bekannte aber nie die Gleichen.
So ist es auch in der Bahn. Man sieht schöne Gesichter, weniger schöne Gesichter, geschminkte und ungeschminkte. Lächelnde, Müde, Glückliche, Traurige.
Selten sieht man die, bei denen die Natur scheinbar mit Perfektion nicht gegeizt hat, oder wo Papas Chirugenfreund ein bißchen nachgeholfen hat. So auch im Folgenden, was gut in Masacrawerbung passen würde. Die Fassade ist so perfekt, die Sonne geht auf, wenn sich Türen hinter ihr schließen. Da sitzt sie nun, mit den Stöckel FlipFlops, den langen von Spliss verschonten blonden Haaren. Im schwarz-weißen Blumensatinröckchen, welches auch ein schönes Muster für einen chinesischen Dekoschaal abgeben würde- bestimmt nicht von H&M.
Die Lippen Kirschenknallrot das Handtäschchen passend zum Satinröckchen und darüber auf die Knie die größte Einkaufstüte der Welt gelegt. In ihrer Hand, die lässig über dem Tütchen liegt, wackelt ein Gerberablümchen hin und her, im Rythmus der fahrenden Bahn. Leider läßt es schon teilnahmslos den Kopf hängen. Ein Schluck Wasser täte not, aber zwischen all den kleinen Tütchen im großen Tütchen leider keine Spur von einer Wasserflasche.
Frau von Welt - denkt  sich der Mann neben ihr:
“Yeah, schütttel Dein Haar für mich” , und während sie das tut rutscht ihr das Blümchen fast aus der Hand. Sie zottelt die Tüte zurecht und platzt schier vor Schönheit.
Als sie bemerkt das sie aussteigen muß, stöckelt sie davon, zieht das Satinröckchen nochmal nach unten und schüttelt nochmal ihr Haar für ihn.
An beiden FliFlophacken kleben dicke Fetzen von Gras und Wiese, was natürlich das ganze graziöse Bild zu Boden reißt, aber man kuckt halt nur, soweit der Spiegel reicht .