Pobierowo: Urlaub an der polnischen Ostsee

Anreise und Gerüche

Für unsere Ausweise an der deutsch-polnischen Grenze interessierte sich die Zollebeamtin nur wenig. An der ersten Tankstelle haben wir zuerst einmal Geld umgetauscht. Die weitere Fahrt ins Landesinnere gestaltete sich eher unspektakulär. Wir haben uns einmal verfahren, aber das war nicht wirklich der Rede wert. In einem idyllisch gelegenen, mittelalterlich anmutenden Restaurant an der Autobahn kehrte ich ein, ein WC suchend. Ich staunte nicht schlecht, über ein so urgemütliches Restaurant. Leider suchte man am Urlaubsort vergeblich nach einem solchen. Irgendwann hatten wir unseren Urlaubsort Pobierowo erreicht und fuhren direkt in die Amüsiermeile, wie sie wahrscheinlich nur am Ballermann nochmal zu finden ist, hinein. Unsere Pension konnten wir erst zwei Stunden später beziehen, so daß wir uns auf den Weg zur “Strandpromenade” machten. Dicht an dicht reihten sich Einkaufsstände, Tawernen, Eisbuden und “Strandbedarfsgeschäfte”. Mit jedem zurückgelegten Stück Weg änderten sich auch die Duftkreationen, die einem in die Nase stiegen, von Zuckerwatte über Bratwurst, Knoblauch und Sonnenmilch.

Modefauxpases

Es gibt so Kleidung, von der glaubt man ja nicht einmal, dass sie a) hergestellt wird und b) dass sie dann auch tatsächlich getragen wird. Viel schlimmer ist eigentlich, dass sie schlecht kombiniert wird und öffentlich ausgestellt und herumgetragen wird. Beginnen wir mit dem Mann, der seine blau besockten Füße in braune Herrensandaletten steckte, dicht gefolgt vom Jogginghosenträger - ein Trend der sich in Polen bis in den Kinderwagen durchgesetzt hat. Jede(r) Zweite(r) trägt Jogginghosen in den unmöglichsten Farben und Schnitten. Das absolute NoGo waren allerdings florale Blumenmuster auf 3/4-Hosen an wenig oder gar nicht rasierten Männerbeinen. Goldene Bikinis mit dem Aufdruck “Original” waren nur einige wenige Strandentgleisungen, dicht gefolgt von knallpink und froschgrün mit Bändchenverschluß, der leider nichts von dem in Form brachte, wovon polnische Mädels nicht gerade wenig haben. So dachte ich mir: man könnte ja mal einen Bikini kaufen gehen, weil ich ja schließlich nur ein unzureichendes Repertoire an Bademode mein Eigen nennen kann. Nachdem ich außerdem eine Reihe von Damen begutachtet habe, die in ihren Bikinis so verdammt schlecht aussahen, dachte ich mir: Cati, was machste Dir denn eigentlich Sorgen? Ich wagte also den Versuch in Polen und noch dazu am Strand in der eingangs erwähnten Amüsiermeile, einen Bikini zu kaufen. Ich nutze die Chance, als der Liebste am Strand seelig vor sich hin schlummerte und pilgerte zwischen den tausend Wind- und Sonnenschutzinstallationen Richtung Strandausgang. Gefühlte 10 Mal lief ich durch den Sand und straffte dabei merklich meine Wadenmuskulatur.

Über Bikinis & andere Verständigungsfragen

Auf dem Weg zu den Strandbuden überlegte ich, wie ich am besten meine Bikinigröße erkläre, wo ich ja schließlich kein Wort polnisch kann. Die Frauen unter den Lesern werden den nachfolgenden Teil besser verstehen als die Männer, aber die können an dieser Stelle was dazu lernen. ;-)
Vorschau: Strand von Pobierowo mit BademeisterGenerell empfiehlt es sich scheinbar, ein Maßband dabei zu haben, wenn man die Größe des vermeintlichen Bikinioberteils, nicht nur durch Zeigen erklären will, so wie ich. Erkläre mal, dass es nicht 80 A sein soll sondern 90 irgendwas… :mrgreen:
Alle polnischen Bikinimodelle erwiesen sich als praktisch für Spitzbrüste :lol: und ganz kleine Brüste. Selbst größere Modelle konnte man allerhöchstens bequem nach vorn quetschen und pressen, was allerdings am Rand mit dem Rest Brust passieren sollte, hatte sich der Designer schlicht nicht überlegt. Die etwas größeren, schlecht geschnittenen und noch dazu gepolsterten BH’s hatten zu allem Ãœberfluß auch noch so grausige Muster und Aufdrucke, dass es schlicht zum davonlaufen war. Ich hab es dann erstmal sein gelassen und bin zurück zum Strand gepilgert. Wäre ich BH-Hersteller, wäre BigBH-Size, mein Logo. Und das bitte mit bunt, schick und spitze und erschwinglich. Angemerkt sei auch, dass wider erwarten viele Polen wenig bis gar kein englisch oder deutsch sprechen. Zum ersten mal stellte ich fest: Ist ja gar nicht so, wie alle sagen: “Ach, die sprechen doch alle deutsch da!” Weit gefehlt. Diese Tatsache machte einiges komplizierter. Merke: Brauchst Du Bikini im Urlaub, kaufe den am besten zu Hause. ;-)

Beim Essen spricht man nicht

Diesen Bereich kann mal wohl sehr kurz fassen: fettig und deftig. Zum Frühstück geräucherten Fisch auf dem Tisch zu haben, nebst eines eher fettig anmutenden Scheibchen Vorschau: Pizzeria im polnischen PobierowoWurst - da fällt der für mich sonst eher unübliche Griff zum Nutellaglas schon mal leicht. Der erste Bissen am Morgen muß für mich immer eher herzhaft sein, aber Fisch geht nun mal irgendwie so gar nicht. Alle anderen Mahlzeiten sind leider auch immer sehr fett- bzw. käselastig gewesen. Was die Polen eindeutig nicht können, ist Pizza. Diese Pizza war meine inzwischen zweite polnische Pizza, die null Gewürz hatte und einen eher sparsamen Belag. Lag vielleicht aber auch daran, dass ich nach drei polnischen Zutaten keine Lust mehr hatte, mir diverse andere Zutaten mittels raten und ahnen zu übersetzen, so dass ich spontan Pizza Funghi und der Liebste “Frutti di Mare” wählte, da gibts ja nicht viel zu versauen. Ansonsten gibt es in Polen sehr leckeres Eis. Eben das, was ich nebenbei probiert habe, um dem “kleinen Hunger” zu entkommen. Schlicht und einfach war es eine Herausforderung, ohne Wörterbuch klarzukommen, besonders wenn bei mir mal Mittags schnell der besagte kleine Hunger kam und ich einfach nur etwas “auf die Hand” essen wollte. Ich hatte allerdings öfter keine Lust, mich in eine Schlange mit 103 Touristen zu stellen und das, wo ich nicht mal erklären konnte, was ich essen wollte, weil ich keine Karte verstand und auch das nicht benennen konnte, was ich bei anderen gesehen habe. Das hat mich dann ziemlich genervt. Entschuldigung, Liebster, dass Du darunter kurzfristig zu leiden hattest ;-) .

Papst und Pippi

Ãœberall in Polen wird der verblichene Papst Johannes Paul II. geehrt. Ãœberhaupt sind alle streng katholisch und zum Leidwesen des Liebsten, wurde dies besonders am Strand deutlich. Bis auf ein paar “Weißröckchen” (zur Erklärung: Frauen mit weißen Gürteln, die vermeintlich als Rock durchgehen sollen :mrgreen: ) - keine nackten Brüste zu sehen! Und das Schauspiel zweier sich aneinander reibender Frauen am Strand, direkt vor uns hinter dem Windschutz hatte der Liebste dann leider wegen seiner Siesta auch noch verpasst. Es gibt so Dinge, die passieren einem auch irgendwie nur im Urlaub … Einige Zloty habe ich im Urlaub allein nur fürs Pippi machen bezahlt, denn das ist einfach nirgends gratis, außer auf dem eigenen Klo. Der Liebste sagte: “Hättest Dir mal ne Wochenkarte gekauft, die hättest Du dann abpullern können!” :mrgreen: Lachflash.

Geschwindigkeiten und Straßenverhältnisse

Polnsiche Hauptstraßen sind meistens gut ausgebaut, sofern sie nicht gleichzeitig als Fernstraße bzw. Autobahn gekennzeichnet sind. Straßen zwischen Dörfern, in Dörfern und kleineren Städten, bieten den Komfort einer Hüpfburg. Viele Straßenschilder sind überdimensional groß und sehen aus “Wie selbst gemalt”, wie der Liebste immer sagte.
Dennoch: übersehen kann man eigentlich nichts, und wenn man sich brav an alle Anweisungen hält, kommt man auch ganz gut voran. Lästig ist allerdings die Autobahnhöchstgeschwindigkeit von 110 km/h. Innerorts 60 km/h und Hauptstraße 90 km/h. Es war ein befreiendes Gefühl, nach diesem Tara, endlich wieder auf deutscher Autobahn fahren zu können. :twisted:

Grenzübergänge

Das kann man ganz kurz fassen. Merke: Alle Grenzübergänge sind mit dem PKW überfahrbar. Nur der von Swinemünde nach Ahlbeck nicht. Der ist vorerst nur für Fußgänger. Wenn man das nicht weiß, so wie wir, fährt man zweimal mit der Autofähre über das Oderhaff. :mrgreen:
Alles in Allem ist die polnische Ostsee empfehlenswert und mal was ganz Anderes: bunt, schrill, duftig und sonnig. Strandig, malerisches Meer und sehr chillig - wenn man will.:-)

9 Reaktionen zu “Pobierowo: Urlaub an der polnischen Ostsee”

  1. Robby

    “Die Frauen unter den Lesern werden den nachfolgenden Teil besser verstehen als die Männer, aber die, können an dieser Stelle was dazu lernen. ;-)

    Tz, ich wusste schon ziemlich früh, was Buchstaben und Zahlen zu bedeuten haben, hätte ich sonst doch meine “ideale Brustgröße” weder entdecken noch benennen können :D

    Und der Blogeintrag ist etwas verschoben und der Spamschutz hat mir den Kommentar zerlegt, so dass ich alles nochmal tippen musste *grrr*

  2. Cati

    Danke Robby *nachgebessert hab* Ob es am Explorer liegt? Beim Liebsten am Rechner sah das gestern alles irgendwie ganz gut aus?

  3. Miltonia

    Habe auf der Suche nach einem Hotel in Pobierowo deinen Blog gefunden und gelesen…schade, dass du wohl auf deiner Reise in Polen nicht viel verstanden hast. ;o)))

  4. cati

    Tja, das ist immer so eine Sache, ich bin sicher nicht zu dumm, zu verstehen, dass die Kultur und die Tradition in Polen eine andere ist, was aber nicht heißen muss, dass sie immer und überall Befürworter findet. Und das hat nichts mit “Nicht viel verstanden” zu tun, sondern mit mögen oder eben ein bisschen weniger mögen. Oder mag in Deutschland jeder Sauerkraut? Das Hotel, in dem ich war, war aber super und auch die Familie, die es bewirtschaftet hat, war sehr lieb, da kann man nichts sagen. Allerdings gibt es rundherum sehr viele Ferienwohnungen, die ich allerdings im Internet leider nicht ausfindig machen konnte. Wir waren auch einfach zu nah am Strand, und deshalb war es auch ziemlich laut ;-)

  5. sunny

    Hallo hallo, bin heute durch Zufall auf deine Seite gestossen, weil ich eine Ferienwohnung in Pobierowo suche für August. Waren schon öfter dort und bis jetzt hat es uns immer super gefallen, nette Leute dicht am Meer… Ja das mit dem Essen kann ich bestätigen ist wie unfreiwillig Trennkost machen. War vor 3 Wochen das letzte mal da jetzt kann ich schon etwas polnisch dann klappts auch mit dem Essen.

  6. cati

    :mrgreen: Herrlich: “unfreiwillig Trennkost” :lol:

  7. Ich

    zuerst möchte ich sagen, du übertreibst es dermaßen!
    so mit den “spitzbrüsten”, sorry die gibt es auch in deutschland!
    zum Essen, das fettige essen können sich die Polen erlauben, vergleich bitte die Polnischen und die Deutschen menschen mal, da sind die Deutschen um einiges dicker. es gibt aufjedenfall mehr dicke deutsche als polen ;)
    In polen kommt man sehr wohl mit deutsch und englisch weit! ich weiß nicht ob du es vllt nicht kannst! und mit der Mode, die leute achten halt nicht drauf, dass sie das teuerste tragen usw. in Polen ist alles viel lockerer und man wird nicht so nach dem äußeren beurteilt! so sieht man wider, dass die deutschen mit allem unzufrieden sind und nur am meckern sind.
    ich finde die seite nicht gut.
    liebe grüße trotzdem.

  8. cati

    Entschuldigung: aber ich glaube jeder hier in diesem Land, darf seine Meinung frei äußern ? Ich kann auch irgendwie überhaupt nichts dafür, das sich hier scheinbar jeder dritte angegriffen fühlt. Soll ich eigentlich auch jedesmal die Decke hochgehen, wenn jemand sagt, die Deutschen seien ein so unfreundliches Volk? Siehe dazu den Vergleich oben im Kommentar mit dem Sauerkraut.

    Man beachte weiterhin die zahlreichen Smilies, die ich beim Verfassen geschrieben habe. ich habe lediglich einen kleinen Eindruck beschrieben, so wie ich es beobachten konnte und wie es mir eben beim Bikinikauf ergangen ist. Ich kann nichts dafür, wer sich damit angegriffen fühlt: bitte - der möge sich den Schuh anziehen. Ich habe niemanden beschimpft oder beleidigt. Wenn ich mich mit englisch verständigen möchte und überall ein ratloses Schulterzucken bekomme: Was kann ich dafür? Du hast überhaupt keine Vorstellung von meiner Person und diesem Blog aber meinst erstmal urteilen zu können, weil Du einen Miniausschnitt gelesen hast. Beurteilst Du auch so im alltäglichen Leben?

    “Ey- ich find Dich nicht gut - Du hast die falsche Meinung!” Hallooooooo?????

    Dass Du diese Seite, liebes “Ich” nicht gut findest, ist auch Dein Problem. Das zeugt dann vielleicht eher von Deinem Unverständnis gegenüber der Meinungsäußerung von anderen Menschen: was ich akzeptieren kann und Dich deswegen nicht kritisiere. Du mußt diese Seite nicht lesen.

  9. Kink

    naja… ich war schon 2 mal in Polen, jedoch nicht an der Ostsee, eher unten in den schönen Bergen. Ich muss sagen, ich hatte gar kein Problem, mich da zu verständigen, die meisten Älteren verstanden noch gut deutsch und die jüngeren hatten schon englisch drauf. Vielleicht lag es bei Dir an der Gegend. Zumal Fisch zum Früstück habe ich nirgends gesehen, dafür jede Menge leckere Eiervariationen ;-) Fettiges Essen bekamen wir nur in Fastfood-Läden und Pizza war erstklassig, soviele Pizzasoßen zur Auswahl hatte ich in Deutschland noch nie!

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