Spurrillen
Wenn ich manchmal S-Bahn fahre, versuche ich ein Buch zu lesen. Irgendwann gebe ich auf, irgendwann steck ich mir auch was in die Ohren, damit ich diesen ganzen Quatsch nicht hören muß, den andere Leute ungefragterweise von sich geben. Es gibt so Leute, meine ich, die brauchen das: die ganze S-Bahn zu unterhalten. Heute habe ich viel über Spurrillen gelernt, die sich an Auffahrten zur Garage ergeben. Was für ein Drama, da kann man ja so gar nichts machen, obwohl man sich schon ordentlich beim Bauherren beschwert hat. Der dumme dumme Mensch versteht aber nichts davon, und wie unmöglich das denn ginge und empfiehlt: “Fahren sie doch nicht immer über den gleichen Weg!” Mein Sitznachbar echauffierte sich, das das ja wohl nicht anders ginge, man könne schließlich nicht über’n Zaun fahren, nur um anders in die Garage zu kommen. Leuchtet ein, aber da hätte es ja gut sein können. Kauf Dir doch ne Wohnung, da hat es sich ausgerillt. Nach einer weiteren Station habe ich mein Buch entnervt zugeschlagen, und meine Augen dann auch. Meistens schlafe ich über soviel Gequake ein. Der sächische Dialekt verlangte mir zudem einiges an Geduld ab. Da möchte man sagen: “Geht’s auch leiser?” Solche Aufmerksamkeitsdefizitmenschen können aber nicht anders, Aufklärung in S-Bahn Zügen, nebenan noch eine schrille weibische Stimme, ” Alter eyh, da kannste doch nicht mit den gefärbten Haaren auf die Arbeit gehen!” An Montagmorgenden wie diesen, wünschte ich, Super bleifrei wäre wieder billiger und ich könnte gemütlich mit dem Auto auf die Arbeit fahren und außerdem, ich hätte vielleicht einfach nicht aufstehen sollen heute morgen.