Eine Form der Höflichkeit

Manche Leute glauben, größere Eigenschaften berechtigen sie, die kleinen gesellschaftlichen Konventionen, die Regeln des Anstands, der Höflichkeit oder der Vorsicht zu vernachlässigen - das ist nicht gut getan.

So sprach es Adolph Freiherr von Knigge, (1752 - 1796). In der letzten Zeit hat es zugenommen, das nicht mehr gern gegrüßt wird. Weder am Telefon oder persönlich, sogar in E-Mails fällt häufig das einfache “Hallo XY”, “Liebe(r) XY”, weg, stattdessen beginnt man mit der Lebendigkeit des eigenen Daseins. Beliebte Floskeln für’s alltägliche Geplänkel beginnen dann etwa so: “Du.. , “Was mir einfällt…” , “…sage mal…”, “…ach..”. Da wird auch gerne gleich gestöhnt und geseufzt. Jammern steht uns ja gut. Oftmals beobachte ich das auf der Arbeit aber leider auch gelegentlich im privaten Umfeld. Da möchte ich manchmal am liebsten hinterher gehen und nochmal freundlich “Guten Tag!” sagen, und fragen: “Fein- und wie geht es Dir so?” Ebenso verhält es sich häufig mit den Verabschiedungsfloskeln. Ist ein einfaches “Auf Wiedersehen” oder “Tschüß” neuerdings zu viel verlangt? Was ist das Problem? Vielleicht sollte die Pflasterindustrie entsprechende auf die Stirn zu klebende Buttons entwickeln, wo sich jeder nach belieben sein launenabhängiges “Hallo” kreieren kann. Das erinnert irgendwie an Hier ist Dein Schild.

3 Reaktionen zu “Eine Form der Höflichkeit”

  1. Piet

    Nunja liebe Autorin wir leben in einem anderen Jahrhundert als der werte Freiherr.. und ich bezweifle, dass es jemals wieder soviel Sitte und Form geben wird, wie der gute Knigge es forderte. Allein schon deshalb weil viele Eltern eher dem TV die Erziehung ihrer Kinder überlassen, als sich selbst damit zu beschäftigen und bei Big Brother und Pokemon sagt man eher nicht “Guten Tag und Auf Wiedersehen”. Also lang lebe die SPASSGESELLSCHAFT ;-)

    Allerdings waren die Sitten zu Zeiten des Freiherren auch ziemlich rüde, es sollte ein Lehrbuch sein, doch wem war es zu dieser Zeit schon vergönnt zu lesen oder eben dieses Buch zu besitzen? Eher wenigen als der Breiten Masse..

    Und so wird es auch weiterhin bleiben, wenige sind höflich und Formwahrend, die breite Masse einen Tag so den anderen so… und ein gewisser Rest wird wohl nie Guten Morgen sagen.
    In Berlin ist man ja eh eher ein Freund der direkten Artikulation :mrgreen: so fragt mich die Obstfrau doch auch des öfteren in einer charmanten Art: “Kiekste NUR?? oder koofste och wat??” Das ist mir mindestens genausoviel wert wie ein “hallo”!

    Die Idee mit dem Schild finde ich net schlecht^^ leider war schon jemand schneller:
    http://hier-ist-dein-schild.com/

  2. admin

    So sind die Leute heute leider, allerdings vorrangig in Berlin. Ãœberall anders in Deutschland ist die Motivation zum Grüßen noch wesentlich höher, nur die Berliner sind halt recht primitiv. Ich finde es auch immer wieder unglaublich, wie jemand ankommen kann und nach etwas fragt, ohne vorher ein kurzes “Hallo” oder “Entschuldigung” herauszubekommen. So ich aus irgendwelchen Gründen freundlich sein muss oder grad einen extrem guten Tag habe, antworte ich dann auf so wunderschöne “Sätze” im Format von “wie spät?” ohne Begrüßung mit einem langsamen und wiederwilligen Griff in die Tasche, hole mein Handy raus und sage dann “14 7″ oder so. Muss ich nicht freundlich sein und bin ich überdies auch nicht motiviert, wenigstens unfreundlich zu antworten, kommen dämliche Gegenfragen meinerseits :mrgreen: Genauso unmöglich ist es, wenn sich Leute einbilden, einen mit ihrer tiefschwarzen Sonnenbrille auf der Nase ansprechen zu müssen. Solange die den Mummenschanz nicht beseitigen, gibt’s auch da nur widerwillig Antworten oder gar die nette Frage “Sprechen Sie mit mir?” :lol: Also: nicht aufregen, erziehe die Leute doch einfach - wenn Eltern und Schule versagen, muss halt die Gesellschaft den Job übernehmen ;)

  3. olaf

    Also zwingen wird man niemanden zu Freundlichkeit können - und der Rest ist halt “leider” Erziehung.

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