E10 - Spass an der Tankstelle ist anders
Ich war vorhin ein paar Literchen Sprit nachfüllen und konnte mal wieder nicht anders, als den Tankwart zu fragen, ob er irgendwo ‘nen Tanker versenkt hat. Da kostet der Mist doch momentan schon wieder richtig ordentlich und das obwohl wir bei ähnlichem Rohölpreis früher um die 1.30€ lagen … Eben waren’s bei Star in Bernau:
Da zocken die einem echt fast 1.54€ pro Liter aus der Tasche Den klimaschädlichen E10-Dreck werde ich weitestgehend vermeiden und hoffe ganz stark, dass ich nicht irgendwann mal dazu gezwungen bin, die Plörre in meinen guten Motor reinzulassen. Durch die geistigen Tiefflieger in der europäischen Umweltpolitik bedingt dürfen wir uns jetzt also darüber freuen, endlich Sprit mit noch mehr Ethanol an der Tankstelle zu erhalten. Ethanol, der (bisher) mit negativer Energiebilanz hergestellt wird und nebenbei durch die relativ guten Margen dafür sorgt, dass viele Bauern ihre Felder lieber mit Raps und Mais bestellen, als sinnvolle Lebensmittel zu produzieren. So steigen nicht nur unsere Spritkosten sondern indirekt auch die Nahrungsmittelpreise. Saubande!
Die niedrigere Energiedichte von Ethanol sorgt außerdem afür, dass man einen höheren Verbrauch hat. Wenn man der Wikipedia glaubt, soll der Mehrverbrauch bei ca. 3% liegen und das ist in etwa das, was Super und Super Plus jetzt mehr kosten, als der E10-Pansch. Berücksichtig man jetzt noch, dass Super Plus Pi*Daumen 1-2% mehr Reichweite bringt, als Super, bekommt man mit Super Plus also zu etwa 3% höherem Preis ca. 5% mehr Leistung. Da Super Plus ROZ 98 im Zuge der E10-Einführung preislich identisch mit Super ROZ 95 ist, liegt’s auf der Hand, dass die Mehrheit der klar denkenden Bevölkerung wohl vorerst eher Super Plus tanken wird.
Laut nicht verifizierbarer und eindeutig falscher Angaben seitens der EU soll die Verwendung von E10, also 5% mehr Bio-Ethanol als beim bisherigen Super, 35% CO² einsparen. Davon abgesehen, dass die Herstellung des Bio-Ethanols sowohl in der Landwirtschaft als auch später in der Verarbeitung und Beimischung enorme Energiemengen verschlingt und nur dadurch rentabel ist, weil die landwirtschaftlichen Produktionsmaschinen mit steuerlich stark vergünstigtem Diesel fahren, kann man unmöglich mit dem Zeug weniger CO² erzeugen als mit aktuellem E5-Super-Gemisch. Mehr Verbrauch heißt nämlich auch mehr CO², im Idealfall wäre die CO²-Menge höchstens äquivalent zur CO²-Menge von Super bzw. Super Plus. Auch ohne lange dran herumzuforschen klingt das für mich zumindest unter Betrachtung der jeweiligen Energiedichte und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass bei der Kraftstoffverbrennung in jedem Fall vorrangig CO² freigesetzt wird, logisch.
Immerhin habe ich mich soeben schlau gemacht, ob ich mit meinem Auto diese E10-Plörre fahren könnte und ja, ich darf. Alle BMW-Motoren (außer natürlich Diesel) egal welchen Baujahres sind für E10 freigegeben. Allerdings findet man bei der Suche nach diesen Angaben auch immer wieder den Hinweis, dass zwar eine Freigabe seitens BMW besteht, aber E10 die Aluminium-Kraftstoffleitungen korrodieren lässt. Selbiges gilt natürlich auch für alle anderen Hersteller mit Aluzuleitungen. Also auch wenn der Motor E10-Treibstoff abkann, die Leitungen wird man zukünftig wohl alle x Jahre ersetzen müssen. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass man mit E10 nicht nur kein Geld spart, sondern bei der aktuellen (und natürlich auch der älteren) Technik eher draufzahlt.
Der einzige für mich erkennbare Vorteil ist, dass man dadurch etwas zukunftsträchtig wird, weil irgendwann in 50 Jahren oder so das Öl alle sein wird. Außerdem wird Europa damit natürlich auch etwas unabhängier von Preissteigerungen beim Rohöl - theoretisch. Praktisch haben wir momentan trotzdem totale Mondpreise.
Doch selbst wenn man diesen Zukunftsaspekt stark aufwertet, bleibt die derzeitige Umsetzung unter aller Sau. Schön, dass sich die Ölkonzerne und der Staat dabei wieder zusätzlich die Taschen auf Kosten der Allgemeinheit füllen können und die Bauern, die Lebensmittel zur Verbrennung herstellen, auch ordentlich subventioniert werden.
Vorerst genug gejammert, was haltet ihr denn davon? Tankt einer der Lesenden bereits E10 oder hat dies vor?
Am 21. February 2011 um 06:48 Uhr
Ich fahre monatlich circa circa 3200 km (~6 Tankfüllungen) und habe letzte Woche mal meine erste E10-Füllung gemacht. Heute Abend werde ich wahrscheinlich genau wissen, wieviel % ich mehr gebraucht habe. Eine Ersparnis von €3,36 pro Tank hört sich natürlich gut an (€20 im Monat). Mal sehen, was aufgrund des Mehrverbrauchs am Ende davon bleibt…
Am 21. February 2011 um 22:11 Uhr
Also ich bin jetzt noch nicht viel mit meinem kürzlich getankten Super Plus gefahren, konnte aber wie schon bei einigen früheren Versuchen wieder festellen, dass meine Reichweiteanzeige und der Momentanverbrauch mit Super Plus deutlich besser aussehen, als mit Super. Insofern würde sich Super Plus bei mir wohl auch dann noch lohnen, wenn der Preisabstand zu E10 bei um die 10 Cent liegen würde. Und auch dadrüber würde ich (zähneknirschend) noch Super Plus tanken, Hauptsache nicht unnütz so viel Lebensmittel verbrennen
Am 1. March 2011 um 21:48 Uhr
Das ist leider noch nicht die Spitze des Eisbergs.
Am 4. March 2011 um 01:38 Uhr
Wohl war, ich habe zwar zwischendurch auch einige Male niedrigere Preise gesehen, aber auch schon ein paar mal über 1.60€ pro Liter. Vor allem wirkt sich jetzt langsam der Bürgerkrieg in Libyen auf unsere Spritpreise aus. Vor ein paar Tagen wurde auch in diversen Zeitungen als angeblicher Grund für die momentanen Preissteigerungen die doch recht breite Vermeidung des E10-Sprits bezeichnet, weil dadurch die Nachfrage nach normalem Super/Super Plus steigt. Das ist natürlich totaler Blödsinn, vor der Einführung von E10 wurde schließlich auch nur Super / Super Plus (mit nicht ausgewiesenem E5) getankt und durch den niedrigeren Gesamtverbrauch gegenüber E10 war ohnehin kein dramatischer Rückgang des Ölverbrauchs mit der Einführung der Plörre zu erwarten …
Am 24. March 2011 um 23:07 Uhr
Inzwischen war der gute Sprit schon einige Male noch teurer und auch die Preisdifferenz zwischen früher oft sehr ähnlich liegenden Tankstellen hat sich drastisch geändert. So war Star in Bernau bis zur E10-Einführung nahezu immer nur 1-2 Cent teurer als Star in Berlin-Weißensee. Jetzt sind es regelmäßig um die 5-6 Cent, die in Bernau mehr verlangt werden.
Vor ein paar Tagen war ich nach langer Zeit mal wieder in Polen tanken. Was für eine Freude, da macht Autofahren direkt wieder Spaß! Dort kostete der Liter Super nämlich nur 1.20€, also über 30 Cent billiger als hier bei uns. Ich glaube, ich werde zukünftig wieder etwas häufiger rüber fahren …
Doch noch mal weg von den Preisen und zurück zum eigentlichen Thema, ich habe da noch ein paar Dinge nachzuliefern:
E10 können wir wie schon oben erwähnt der EU verdanken. Durchgedrückt wurde das entsprechende Gesetz aber unter Federführung und mit besonderem Nachdruck durch unsere Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel und natürlich mit Rückendeckung ihrer CDU. Die Frau Dr. hatte vor langer Zeit für Ihren Titel mal beweisen müssen, dass sie die Fähigkeit besitzt (eigentlich besaß), wissenschaftlich zu arbeiten und da das ein Doktor der Physik ist, müsste sie als Naturwissenschaftlerin eigentlich auch in gewissem Umfang über logische Fertigkeiten verfügen. Und trotzdem schaffte sie es erneut (wie schon bei der Guttenberg-Diskussion, der Atomlaufzeitverlängerung und zahlreichen anderen Dingen), entgegen jeglicher bekannter Fakten und daraus resultierender Schlußfolgerungen und somit komplett frei von Logik etwas durchzusetzen, was uns und unserer Umwelt mehr schadet als nutzt.
Der mitdenkende Leser mag sich jetzt fragen, warum die Frau Dr. soetwas macht, dabei die CDU hinter ihr steht und sie auch trotz enormer Proteste aus Opposition und Bevölkerung das Gesetz halten kann. Die Erklärung ist ganz einfach: Einer der wichtigsten deutschen Wirtschaftszweige braucht das und hat vermutlich entsprechend in CDU-Kreisen geschmiert/gespendet und/oder über übliche Lobbypolitik das Ding durchgedrückt. Das ist ja leider bei der CDU nichts besonderes, die nehmen immer gerne Geld dafür, dass sie Dinge beschließen, die sich gegen die breite Masse der Bevölkerung richten. Skrupel gibt es da keine, nur allgemeines kurzzeitiges Gejammer, wenn das über Schwarzgeldkonten lief und auffliegt. Durch diverse Skandale der letzten Jahre bedingt gehen viele Unternehmen und volksferne Politiker deshalb inzwischen andere Wege, genauso schmutzig aber nicht/kaum nachweisbar.
Tja, es geht also um einen großen Wirtschaftszweig und da braucht man in diesem Zusammenhang nicht lange zu raten: Das kann nur die Automobilbranche sein. Darauf aufmerksam gemacht hatte mich gestern ein Freund, der mir von einem Fernsehbeitrag erzählte, der vor wenigen Tagen dieses Thema tiefgehend beleuchtete. Und zwar drohen ohne die Einführung von E10 den deutschen Autobauern teils gigantische Strafzahlungen nach EU-Gesetzen, die regeln, wie viel CO² im Durschschnitt über die verkauften Autos pro Kilometer freigesetzt werden darf. Ab nächstem Jahr gilt EU-weit die Regelung, dass die verkauften Fahrzeuge eines Herstellers durchschnittlich nur noch um die 130 Gramm CO² ausstoßen dürfen (der genaue Wert ist vom Gewicht des Fahrzeugs abhängig, schwere PKWs dürfen teils knapp über 140 g CO²). Als er mir das erzählte, dämmerte da etwas bei mir, ich konnte mich düster entsinnen, davon vor einiger Zeit und lange vor dem E10-Beschluß schon mal gehört zu haben. Wer es nicht glaubt, kann gerne die Suchmaschine seiner Wahl bemühen, es finden sich zahlreiche Artikel dazu. Geeignete Suchphrasen sind z.B.: “strafe automobilbranche co2 ausstoß” oder schlicht “strafe co2 ausstoß”. Dabei findet man unzählige Berichte, teils schon von 2007, dem Jahr, in dem die Grenzwerte in der EU beschlossen wurden.
Von den Strafen ausgehend wurde in dem Fernsehbeitrag übrigens hochgerechnet, dass allein VW ohne Biosprit etwa 100 Mrd Euro innerhalb der nächsten Jahre (ich glaube bis 2018) an Strafe zahlen müsste. Schon klar, dass die das nicht lustig finden würden. Immerhin müssten die Strafen anteilig auf den Neupreis aufgeschlagen werden und dies wiederum würde die deutschen Autobauer mit ihren oft doch recht großen, schweren und gefräßigen Fahrzeugen im europäischen Vergleich absatzmäßig stark benachteiligen.
Zwar hatten sich die deutschen Autobauer und auch Frau Dr. stark bemüht, dieses Gesetz zu kippen bzw. abzuschwächen, konnten sich aber nicht durchsetzen. Dafür machten die Autobauer von Anfang an klar, dass sie neben starken Verbesserungen im Bereich der Motoren zusätzlich CO² sparen wollen indem Klimaanlagen, Reifen und andere Spritfresser optimiert werden. Die letzten 10g CO²/km wollten die Hersteller aber schon damals mittels der Einführung alternativer Kraftstoffe herauskitzeln. Die Einführung von E10 ist also schon seit Jahren seitens der deutschen Automobilbranche geplant gewesen. Somit zahlen alle Autofahrer jetzt dafür, dass Porsche, BMW und VW/Audi weiterhin übertrieben große, schwere und sprithungrige Fahrzeuge zu moderaten Preisen verkaufen können. Die Autos, die den durchschnittlichen CO²-Ausstoß richtig hochtreiben sind eben die, die von den Top 10% der deutschen Bevölkerung gekauft oder von Unternehmen als Dienstwagen genutzt werden. Die Kosten, die eigentlich vorrangig dort für Strafzahlungen anfallen würden, werden mittels E10 schlicht auf alle Autofahrer verteilt - das muss man mal so klar sagen, wie es ist. Eine Sauerei ist es auch, dass mittels E10 so dermaßen an den Bestimmungen gefälscht werden kann. Zwar scheint E10-Treibstoff wirklich etwas weniger CO² pro Kilometer freizusetzen als herkömmliches Superbenzin, bei der Berechnung wird allerdings der CO²-Ausstoß, der im Zuge der Ethanolherstellung entsteht, komplett unter den Tisch gekehrt. Auch die Probleme die durch den höheren Alkoholanteil entstehen (korrodierendes Aluminium, Gummidichtungen werden stärker angegriffen) sorgen für erhöhten Verschleiß und damit zusätzliche CO²-Emissionen aus der Ersatzteilproduktion und dem Tausch der Teile. Effektiv bleibt der CO²-Ausstoß daher auch deutlich höher, als in diesem ominösen EU-Gesetz von 2007 gefordert.
Allerdings darf eine andere Tatsache nicht unerwähnt bleiben: Die Mittelklassewagen und Luxuskarossen leisten zwar einen sehr großen Beitrag zu einem viel zu hohen durchschnittlichen CO²-Ausstoß, sind aber nicht das alleinige Übel. Auch die Klein- und Kleinstwagen sind in den letzten Jahren immer größer und schwerer geworden - mit dem Ergebnis, dass so manche Hersteller neue Modelle einführten, die die entstandene Nische wieder füllten. So ist beispielsweise ein aktuelles BMW 1er Coupe etwa genau so groß, wie die 3er (E36) vor ca. 10 Jahren waren. Auch der heutige Golf spielt von seiner Größe her in einer ganz anderen Liga als Golf II oder III und der heutige VW Polo ist bereits größer als diese früheren Golf-Modelle. Eben diese Vergrößerung der Fahrzeugdimensionen mag auf der einen Seite schön sein und wesentlich mehr Komfort bieten. Auf der anderen Seite entsteht aber trotz aller Optimierungen mehr Gewicht, als ein technisch vergleichbares aktuelles Fahrzeug mit früheren Dimensionen hätte. Also auch der leicht steigende Wohlstand der Allgemeinheit leistet durchaus seinen gewissen Beitrag dazu, dass die Automobilbranche die CDU-Politik dazu zwingen kann, die Einführung von umweltschädlichem, qualitativ minderwertigem E10-Sprit durchzusetzen. Na danke.
Die richtige Lösung wäre es gewesen, den Autobauern nicht nachzugeben und diese somit verstärkt in die Weiterentwicklung und Vermarktung von alternativen Elektro- und Hybrid-Antrieben zu drängen. Lösungen gibt es schon so einige, teils sogar wirklich brauchbare und mitunter beeindruckende. Nur fehlt bisher der Druck zur kostensenkenden Massenproduktion eben dieser Hybridfahrzeuge. Immerhin werden einige (zumeist vorerst noch sündhaft teure) Hybride ab nächstem/übernächstem Jahr aus deutscher Produktion erwartet. Von BMW finden sich bereits absolut geniale Fotos der Vision Efficient Dynamics bzw. Megacity Vehicle genannten i-Reihen BMW i3 und i8. Die Bilder von den zukünftigen (ab 2013) CFK-Fahrzeugen mit Doppel-E-Motor als Hybrid zum kräftigen Benziner erzeugen so einen richten “haben-will-Effekt” - wenn da der vorrausichtliche Preis nicht wäre. Auch Porsche bringt in naher Zukunft einen “nur” eine 3/4 Mio Euro kostenden sparsamen Straßenflitzer raus, den Porsche 918 Spyder. Der wird bei nur 3.0 l / 100 km innerhalb von 3.2s aus dem Stand bei Tempo 100 ankommen. Das zeigt, dass die deutschen Autobauer durchaus fleißig sind, aber eben hinter den Erwartungen und Forderungen der EU aus vergangenen Jahren zurückliegen. Solche Zukunftsmodelle in 3 Nummern kleiner und somit bezahlbar, das war für das Jahr 2012 verlangt und hätte von unseren Politikern auch durchgedrückt werden sollen.