“Denn zwei wie wir ….

Vorschau: Kontrolleuchten Twingo
Quelle: Kontrolleuchten Twingo
die können sich nie verliern ….” - sang Udo Lindenberg aus den Lautsprechern bei der Autoverwertung. Dicke fette Kullertränen füllen meine unteren Augenlieder und ich holte tief Luft und dafür war es eigentlich schon zu spät. Als ich aus meinem über alles geliebten Auto stieg, packte mich das kalte Grauen, als ich all die zerpflückten Autos auf riesigen Regalen stehen sah, die die Hauswand der Autoverwertungsanlage einrahmten, wie sonst nur Geranien eine Hauswand schmücken. Keines der Autos hatte Räder, Motorhauben waren zerbeult, Türen fehlten, ganze Scheiben - es zeriss mir das Herz. Sollte mein Auto nun auch so enden? Ich war entsetzt über dieses Szenario und ging dem Liebsten hinterher ins Büro. Da stand auch schon der Chef persönlich und raunzte: “Dit hat ja schon grade so jequalmt auf meinem Hof - n Twingo- wah?” Meinte der mich? Mein Auto vielleicht? “Das ist der schrecklichste Ort den ich seit langem gesehen habe - ich würde im Leben nicht hier arbeiten wollen!” , sagte ich wie unter Schock, während der Liebste die Sachen aussprach, weswegen wir eigentlich gekommen waren. “Jaja, ick kann och immer so schlecht wegwerfen, meine Söhne mussten dit och erst lernen!” Und eben dieser guckte nickend hinter dem Tresen vor. Komm mir mal noch mit solchen Scheiß Belehrungen. Fuffzig Euro - dit war’s!”, sagte er zu mir und ich dachte: wie das wars? “Aber mein Autoradio … und die Batterie ist neu … und die Bremsen im Frühjahr…”, stotterte ich fassungslos. Er schüttelt wortlos den Kopf und sein Sohn fügt irgendwann hinzu “N’Autoradio kriegste für 29 heute schon im Rewe!” Als wenn mich das interessiert Arschloch. Ich verlor ganz langsam aber sicher die Fassung und fing einfach an zu heulen und bat gehen zu können. Leider musste ich stehen bleiben für die Unterschrift “Auto hat Motorschaden”

Vorschau: Twingoaugen“Hinterm Horizont gehts weiter ….” - Kann mal jemand dieses beschissene Radio abstellen!? Ich lege die Autoschlüssel auf den Tisch und erhalte 50 Euro. Das sollte Ingo nun nur noch wert sein, man kann es eigentlich nicht fassen. Mein erstes Auto, mit dem ich soviel gefahren bin, was ich geliebt habe, ich muss mich trennen - und zwar für immer. Vorbei die Zeiten ohne Kompromisse, Verhandeln, bitten, fragen, angewiesen sein. Frei sein mit dem eigenen Auto, was mir ganz allein gehörte, worüber ich damals so glücklich war. Jetzt heißt es, Auto fahren, weil ich muss, nicht weil es das ist, was ich mir von Herzen gewünscht habe und so ganz mein Eigen ist. Ich schreibe völlig schräg meine Unterschrift, weil ich vor lauter Wasser in den Augen die Zeile nicht richtig sehe und verlasse heulend das Büro ohne mein Auto nochmal anzusehen. Ich weine die halbe Autofahrt und zwinge mich runterzukommen, was mir bis jetzt noch nicht wirklich gelungen ist, obwohl es nun schon fast 4 Stunden her ist.Vorschau: Geschwindigkeitsanzeige Twingo “Ist doch nur ein Auto!” blabla - ja und ein “Gebrauchsgegenstand” - ich wills gar nicht hören. Für mich ist ein Auto mehr als nur irgendwas, womit man durch die Gegend gurkt, wertvoll ist es auf eine Art, wenn man da doch ordentlich Geld gelassen hat. Am Ende fuhren wir - wir fuhren ja nichtmal richtig, nur noch 32 und es brach mir das Herz. Als am Stoppschild dann mein Abschleppseil riss, dachte ich: es ist wie ein Zeichen: “Bring mich nicht weg, ich bin noch nicht kaputt!” Ich werde diesen Moment nie vergessen und da wäre ich das erste Mal in meinem Leben am liebsten einfach weggerannt … R.I.P.

5 Reaktionen zu ““Denn zwei wie wir ….”

  1. sarah

    du arme, wenn ich das so lese muss ich selber fast weinen - einfach weil ich mir vorstellen kann wie schwer das für dich gewesen sein muss :/

    ich denk an dich,catimaus - sei stark!

  2. Papa

    “Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben…” - so geht ein anderer Song, und glaube Deinem alten Papa: aller Kummer verliert sich mit der Zeit! Schließe Ingo in Dein Herz ein und vergiß ihn nie. So bleibt er für immer bei Dir und hat seinen Platz für alle Zeit. Und: gib´ auch Neuem die Chance zu wachsen-Kopf hoch!

  3. JTG

    Liebe Kati, ich kann so mit dir fühlen, meine Kleine ging damals auch weg - ein Clio 1,6 Maschine und mit dem war ich bis nach Frankreich ans Mittelmeer gefahren. Ach was haben wir nicht alles von dieser Welt zusammen gesehen.

    Ich habe jeden Rostflecken liebevoll behandelt, Reifen gewechselt, poliert, gewaschen und so viel Spaß in dem Auto gehabt.

    Weg geben konnte ich es nicht, das hat mein Paps für mich erledigt. Dann fast zwei Jahre später sah ich meine Kleine bei uns im Einkaufszentrum stehen, mit Kindersitz und noch mehr Rostflecken - aber sie fuhr. Ich habe einmal liebevoll drüber gestreichelt und ihr zu geflüstert … ich wusste du kommst da raus. Für mich fahrt sie auch heute noch….

  4. cati

    Danke für Euren lieben Gedanken dazu :-)

  5. admin

    Na Dein Deutsch ist dieses Mal nicht wirklich gut gewählt oder? Eine Kraftausdrücke sind das hier … :mrgreen: Tja was hattest Du bei so einer alten Gurke erwartet, zumal die’nen (wirtschaftlichen) Totalschaden hatte? Da bist Du mit 50€ noch gut davon gekommen. Da Du das Ding noch nicht mal hinfahren konntest, sonders es schleppen musstest, hätten die Dir genau genommen, statt Dir Geld zu geben, auch Verschrottungskosten abknöpfen können. Du hättest vorher noch einiges ausbauen können, z.B Dein Radio. Dass man dafür keinen Pfifferling beim Schrottplatz bekommt, ist doch wohl klar. Und mehr bekommen hättest Du nur, wenn Du das Ding selbst zerlegt und in Einzelteilen verkauft hättest ;)
    Kopf hoch, das Leben geht weiter. Jeder muss sich irgendwann mal von seinem ersten Auto trennen. Aber glaube mir, der Fortschritt geht weiter und mit jedem neuen Auto bekommt man irgendwas cooles neues, was man anschließend nicht mehr unbedingt missen möchte.

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