Hormone und Musik…

sind eine nicht zu unterschätzende explosive Mischung. Es gibt so Tage, da kann ich nicht anders. Da muss es laut sein, es muss ordentlich iz iz iz machen und der Bass kann gar nicht kräftig genug sein. Als Kind der Zeit der typischen “Trance” oder “House” Musik kann es gerne mal eine halbe Stunde Paul Kalkbrenner sein dicht gefolgt von Peter Fox, Culcha Cundela und den schrägsten Schlagern die man lieber nur im Verborgenen hört. Ich bin dann gerne total emotional und lasse mich voll und ganz darauf ein.

Schlagartig wird mir bewusst, welchen Songs in meinem Leben ich eine ganz besondere Bedeutung beimesse und was ich mit Ihnen erlebt habe. Vieles davon ist nun Teil meiner Erinnerung, die “wilde” Zeit, wo noch so vieles so egal war und nur der Moment zählte. Das ist nun die erste Vergangenheit, die ich als wirkliche erste Vergangenheit empfinde. Es ist ein komisches Gefühl aber kein schlechtes. Ich schaue sogar stolz auf das zurück, was ich erleben konnte zu jener Zeit als Musik begann überhaupt irgendeine Bedeutung für mich zu haben. Der erste Walkman, zum ersten Mal aus dem Radio aufnehmen. Charts hören, Musikvideos gucken, Bravo Hits kaufen und der Disc-Man der immer einen Wackelkontakt hatte. Stundenlang nachts Blue Moon auf Radio Fritz hören. Mit Kuttner, versteht sich von selbst. Tommy Wash und Stefan Schwarz. Schnulzen hören und an Jungs denken, ans Rumknutschen und was nicht daraus alles hätte werden können und heulen, als die vermeintliche Liebe genau das war, was Sabrina Setlur damals so schön mit “Du liebst mich nicht, Du liebst mioch einfach nicht!” beschrieben hat. Eine wahnsinnige Gefühlswelle galt es unzählige Male zu verarbeiten und es gab nichts Besseres als das mit Freundinnen zusammen auf dem Bett rauf und runter zu hören. Dicht gefolgt von völlig benommen möglichst cool zu Trance tanzen, auch wenn man eigentlich noch viel “zu klein” dafür war und es bei den Älteren viel cooler anzusehen war. Vor allem bei den Jungs. Housemusik und Jungs, das waren dann schon ziemlich coole Typen.

Meine House Phase wurde kurzfristig von den Fugees unterbrochen. Die Älteren erinnern sich. Plötzlich fand ich Schnulzen uncool und was für Mädchen. Ich brauchte Pullover mit gesprayten Figuren und Plateauschuhe und albern wirkende karierte Latzhosen. Meine damals beste Freundin und ich liefen selbstredend Partnerlook und fanden das total Hip Hop. Mit einer anderen Freundin war ich damals in Berlin zum Fugees Konzert in der Deutschland Halle. Ein grandioses Ereignis. Danach folgte dann logischerweise Xaviar Naidoo. Dann kam eine Weile nichts. Kurzzeitig wurde ich dann in London in einem Riesen LP Laden zum Take That Fan, als es Take That schon fast nicht mehr gab. Ich hörte “Never Forget” rauf und runter und würde heute noch dafür sterben. Ich war nie Fan einer Boy Group wie Backstreet Boys oder eben Take That. Ich besitze genau eine Sinngle von Ihnen und das ist eben Never Forget. Mein einziger Starschnitt an der Wand war von David Hasselhoff kurz nach der Wende. Kurz darauf noch Dieter Bohlen. Nach der Trennung von Take That fand ich Boy Groups noch schlechter als vorher und war mir dann sicher, das das gar nicht so tolle nete Jungs sein können, wie es immer in der pop Rocky geschrieben stand. Die fand ich nämlich irgendwann auch cooler als Bravo. Jetzt erst recht hielt ich zu Robbie Williams, trotz Sauf- und Drogeneskapen. Sein Leben verstand ich, als ich seine Biografie las und fortan, liess ich auf Robbie nichts mehr kommen. Was war ich doof, als ich vor einigen Jahren nicht zu seinem Konzert in Berlin wollte. Aus welchen völlig unvorstellbaren Gründen auch immer. Das ist bisher das Einzige was ich sehr bald danach bereut habe und sage heute für Dich ein Konzert mit dem Meister ab, weil es mich wahrscheinlich zu sehr anstrengen wird und das ganz freiwillig und ohne mir zu überlegen ob es die richtige Entscheidung ist. Ich mute es Dir und mir einfach nicht zu.

[Den Schlager vermittelte mir damals mein Exfreund. In einigen Regionen Deutschlands ein doch recht beliebtes Genre, wie ich damals festellte genauso wie zuviel Bier trinken, die Bundeswehr cool finden und leicht angewiedert den ersten Porno gucken :-) was man halt mal so macht mit kurz nach 18 … Nach einigen Millilitern Alkohol, die mir seit je her reichten um Feierlaune zu entwickeln, erkannte ich den Sinn des Schlagers: ständige Wiederholungen mit ganz einfachen Texten lassen sich halb betrunken einfacher singen. Ausser eine Erfahrung mehr, auf die ich gern in den damals 5 Jahren manchen Tag verzichtet hätte, blieb davon nichts übrig. Bis auf das “Rote Pferd” und “Zehn nackte Frisösen” natürlich. Besser schweige ich darüber, Mama hatte ja Recht. Interessiert einen nur mit 19 mal so gar nicht. Und dann wäre es schon fast wieder zeit für Sabrina Setlur gewesen. Rotwein und Rosentsolz halfen aber auch.]

Im Sommer setzen wir uns in den Garten und hören Robbies CD einfach rauf und runter. Später in einigen Jahren, wird er wiederkommen und dann freut sich Deine Tante Sarah auf Dich und spielt vier Stunden mit Dir, während Deine bereits in die Jahre gekommene Mama abrocken geht :wech:

Robbie Williams ist geblieben und Rosenstolz reihte sich ein. Annette Louisan hat bis heute einen starken Einfluss und so lernte ich in einer Anette Louisan bestimmten Autofahrt bei herrlichstem Sommerwetter Deinen Papa an einem See kennen. Mit meiner Eingebung an diesem Tage bekräftigt durch Musik im Auto. Es ist schon verrückt.

Ich frage mich kurz, was Du wohl zu meiner Musik sagst, “Coole Mama, mach lauter und lass uns singen wir sind fröhlich, ich fühle mich so wohl wie Du gerade!”. 8-) Wir tanzen und singen durch die Küche, auf dem Herd kochen die Kartoffeln. Noch kein Problem, liegst Du doch noch kuschelig mitten drinnen im Bauch statt in der Babyschale neben mir. Später hören wir “Alles neu” von Peter Fox in der Spieluhrenvariante oder allenfalls Instrumental. Musik ist das, was mir Kraft gíbt aber auch Ruhe schenkt wenn es nötig ist. Ich schalte ab, ich tauche ein, ich habe dabei manchmal die besten Ideen. Zu Robbie gesellten sich Norah Jones und diverse weitere Soulstimmen. Und da sind wir bis heute hängen geblieben. Nicht zu vergessen all die grandiosen Soundtracks wie zum Beispiel aus “Liebe braucht keine Ferien”. Ganz viel Klassik, ganz viel bewegende und beruhigende Klassik. Vielleicht gefällt Dir sogar irgend etwas ganz besonders. Ich freue mich auf Dich und unsere gemeinsame Musik. Vielleicht sollte ich für den Kreissaal später einfach nur richtig viel laute Musik verlangen, für Dich und unseren gemeinsamen Kraftakt…

Love, Deine Mama,

die schon allein bei dem Gedanken daran fast Tränen in den Augen hat…

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