Und auf einmal steht es neben dir

Und auf einmal merkst du äußerlich:
Wieviel Kummer zu dir kam,
Wieviel Freundschaft leise von dir wich,
Alles Lachen von dir nahm.
Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert Deine Klage …
Du fragst niemanden mehr.
Lernst es endlich, dich zu fügen,
Von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
Und erstickst, was dich grämt.
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lang ausgedehnt.
Und auf einmal
Steht es neben dir,
An dich angelehnt –
Was?
Das, was du so lang ersehnt.

- Joachim Ringelnatz - ( 1883 - 1934, Schriftsteller und Maler )

Eine Reaktion zu “Und auf einmal steht es neben dir”

  1. AS

    Ich wundere mich bei manch berühmt, berüchtigten Schriftsteller immer wieder, wie schlecht deren Sachen sind, jedenfalls eindeutig nicht gut genug, als das sowas ein entsprechend literarisches Ansehen geniessen müsste. Will damit nicht sagen, dass ich es besser könnte, aber würde unsereins so etwas schreiben wie Ringelnatz - ohne echte Struktur, kaputtes Versmaß etc - uns würde man dafür an den Lyrikpranger stellen. Das, was konkret dieses Gedicht rüberbringt, finde ich allerdings gut herauspointiert, hätte man aber auch einfach als “Drabble” schreiben können.
    Grüßlis
    AS

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