Hussitenfestspiele in Bernau #1
Jedes Jahr am 2. Juniwochenende findet in Bernau (bei Berlin) das Hussitenfest statt. Was für die einen zur liebgewonnenen Tradition geworden ist, ist für manch anderen “The same procedure as every year”. Für mich ist es jedes Jahr ein Highlight und ich liebe dieses Fest einfach. Deshalb gibt es hier ein paar Impressionen aus dem Festumzug, der alljährlich beginnend um 11:15 Uhr Sonnabends durch die Bernauer Innenstadt führt und im Stadtpark endet, wo anschließend ein modern-rummelmäßiges Volksfest mit Bierzelten und Karussels neben dem mittelalterlichen Spektakel mit ritterlichen Schwertkämpfen etc. stattfindet.
Zur Geschichte der Hussitenbewegung
Die Bewegung der Hussiten geht wahrscheinlich auf Jan Hus, einem christlichen Reformer, Märtyrer und Priester zurück. Die Kirche bestimmte das mittelalterliche Leben wesentlich. Päpste, die mit kirchlichen Sanktionen weltliche Politik trieben, regierten nicht einzeln sondern gleich zu zweit, zu dritt oder gar noch mehr. Junge Menschen wurden von ihren Eltern in den Dienst der Kirche gezwungen. Nach unserem heutigen Verständnis von Gesellschaft, Politik und Religion ist es selbstverständlich, dass irgendwann der Ruf nach Reformen laut werden mußte. Jan Hus, geboren um 1370, wahrscheinlich in Husinec, kritisierte den weltlichen Besitz der Kirche, die Habsucht des Klerus und dessen Lasterleben. 1413 schrieb Hus De Ecclesia (Ãœber die Kirche). Darin vertrat er die Ansicht, dass die Kirche eine nicht hierarchisierte Gemeinschaft sei, in der nur Christus das Oberhaupt sein könne. Dafür wurde er ein Jahr später vor das Konstanzer Konzil zitiert und 1415 durch den Feuertod mit sammt seinen Büchern verbrannt. Die Hussiten wollten nach dem Tode Jan Hus’ die Lehre strikt auf die biblischen Grundgedanken zurückführen, als besonders wichtig sah man den Empfang des Abendmahls für das Gemeindeleben an. Weiterhin forderten sie das Recht auf freie Predigt in der Landessprache und das Ende des ausschweifenden Lebens der Geistlichen. Diese Forderungen verbanden sich mit sozialen Anliegen und dem nationalen tschechischen Wunsch nach Befreiung von der deutschen Oberherrschaft. Kaiser Sigismund lehnte die Forderungen der Hussiten ab, so begannen 1420 die Hussitenkriege: die militärisch überlegenen Hussiten schlugen die Heere von Kaiser und Papst. Böhmen und die Nachbarländer Österreich, Ungarn, Bayern, Sachsen und Schlesien wurden in zahlreichen Feldzügen der Hussiten und katholischen Kreuzzügen über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren verwüstet. Dabei wurden tausende Siedlungen (bis zu ganzen Städten) und kirchliche Gebäude zerstört.
Geschichtliches zur Begegnung der Hussiten mit Bernauern und 3 weiteren Bildern von den diesjährigen Hussitenfestspielen finden sich im 2. Teil dieses Artikels.