Großes grünes Heupferd (Heuschrecke)
Gestern entdeckte ich bei uns vorm Haus auf einer Blume zwei große grüne Heupferde sehlenruhig auf einem Blatt sitzend. Was lag also näher, als schnell die Kamera zu holen und die Tierchen zu fotografieren? Ohne die Rückenfärbung des Männchens hätte ich die beiden vermutlich noch nicht einmal gesehen - sie zirpten nicht, bewegten sich nicht und auch ihre grünen Körper hatten exakt die Blattfarbe - der Unterschied der auf den Fotos heller wirkenden Blätter kommt durch das Blitzlicht. Als Größenvergleich sei gesagt, dass das Blatt, auf welchem die beiden saßen, an seiner breitesten Stelle im gewölbten Zustand 5cm breit ist. Da ich die beiden Tierchen nicht auf Anhieb einer genauen Art zuordnen konnte, habe ich mich mal durch diverse Quellen gewühlt. Allgemein werden im deutschen Sprachgebrauch alle Springschrecken (Langfühlerschrecken und Kurzfühlerschrecken) als Heuschrecken bezeichnet, doch es gibt zahlreiche Familien, Unterfamilien und Gattungen.
Allgemeines zum Großen grünen Heupferd
Das Grüne Heupferd (alternative Bezeichungen: Großes Heupferd, Großes Grünes Heupferd) gehört mit einer Körperlänge von bis zu 36mm (Männchen) bzw. 42mm (Weibchen) zu den größten europäischen Heuschrecken. Die Flügel (auf den Fotos nur Stummelflügel) allein können etwa 5cm lang werden. Diese Art ist bis auf wenige gelbe Vertreter nahezu komplett grün gefärbt, wobei die Männchen auf dem Rücken einen bräunlichen Streifen aufweisen. Die männlichen Tiere erreichen eine Körperlänge von bis zu 36 Millimeter, weibliche Tiere werden sogar bis zu 42 Millimeter groß. Die Art ist vorwiegend grün gefärbt und besitzt am Rücken eine längliche hellbraune Zeichnung. Der in der Regel als säbelförmig beschriebene Legebohrer am Hinterteil des Weibchens erreicht bei ausgewachsenen Tieren in etwa die Spitze der Flügel. Die in ganz Europa verbreitete Art ähnelt äußerlich sehr stark der etwas kleineren Zwitscherschrecke. Im Bergland findet sich jedoch nur die kaum flugfähige Zwitscherschrecke in größeren Höhen.
Das Weibchen legt bei der Eiablage mittels seines Legebohreers etwa 150-300 Eier in feuchten, lockeren Boden. Die Entwicklung des Insekts bis zum geschlechtsreifen Endstadium verläuft über insgesamt sieben Larvenstadien. Die ersten Larven kann man bereits im Mai in Bodennähe beobachten. Im letzten Larvenstadium (Nymphe) besitzen die Tiere noch Stummelflügel, beim Weibchen bildet sich der Legebohrer zu seiner vollen Länge aus. Auf den Bildern hier sind je ein weibliches und ein männliches Heupferd in diesem letzten Larven-Stadium zu sehen, wobei der Legebohrer des Weibchens auf diesen Bildern noch sehr kurz und dick ist.
Das Grüne Heupferd ernährt sich im Gegensatz zu vielen anderen Heuschrecken-Arten vorwiegend von kleineren Insekten. In den ersten Larvenstadien dienen die Heupferde allerdings als willkommene Nahrung auf dem Speiseplan von netzbauenden Spinnen (z.B. die darauf spezialisierte Wespenspinne) und auch die ausgewachsenen Tiere sind bei einigen Vogelarten und bei Fledermäusen sehr beliebt.
Die ausgewachsenen Tiere kann man etwa ab Mitte Juli bis in den Oktober hinein, selten auch bis November, antreffen. Das Grüne Heupferd besitzt sehr kräftige Sprungbeine, kann somit sehr weit springen, aber auch hervorragend klettern und dank des gut ausgeprägten Flugaparates mehrere hundert Meter weit fliegen. Seine Gesänge verbreitet es meist von Bäumen aus und kann dadurch bedingt bis zu 100m weit gehört werden.
Update und Hinweis: die Bilder stellen (siehe 5. Kommentar) Tiere der Art Gepunktete Zartschrecke dar!
Am 18. August 2007 um 20:39 Uhr
Riesenkompliment für die tollen Photos! Die sind echt spitze! Find ich immer wieder gut, welche Beobachtungen Du so in Deinem Garten machst, ob Pflanze oder Tier!
Am 19. August 2007 um 02:48 Uhr
Tolle Bilder!, spiegelreflex unterwegs?
“z.B. die darauf spezialisierte Wespenspinne” - brr, solche Viecher hatten wir vor ein paar Jahren schonmal in unserem Garten - kürzlich hieß es ja, das ganze exotische Getier würde bald vom Süden zu uns krabbeln..
Am 19. August 2007 um 10:39 Uhr
Danke Nein, das ist keine Spiegelreflex, sondern “nur” eine Digitalkamera von Praktika mit 5M-Pixeln, eingestellt auf “Makro” und gespeichert als 7M-Pixel interpoliert. Die Bilder sind also im Original als jpg ca. 1.5 MB groß. So doll fand ich die Bilder eigentlich noch nicht mal, weil die Kamera nur eine Schärfe einstellen kann, wärend heute die “etwas” teureren Kameras oft 5 und mehr verschiedene Entfernungen messen und entsprechend die unterschiedlichen Bildbereiche auch alle einzeln scharf stellen können. Bedeutend besser werden die Bilder dieser Kamera, wenn die räumlichen Unterschiede des fotografierten Objektes nicht so sehr in die Tiefe gehen, wie z.B. bei den Fotos vom Wilden Stiefmütterchen.
Am 19. August 2007 um 11:04 Uhr
Schöne Aufnahmen!
Ich fotografiere ja auch sehr viel und habe schon einige von diesen Heupferden gesehen (das letzte Mal auf meinem Auto, es fuhr dann auch einige Kilometer mit ), aber meine Kamera ist leider bisher nie in Griffweite gewesen, wenn so ein Heupferd in meine Sichtweite gelangt ist.
Am 16. January 2008 um 00:11 Uhr
Per eMail machte mich ein Leser darauf aufmerksam, dass die Bilder von einer verwandten, aber eben anderen Heuschreckenart stammen. Nun, da dürfte was dran sein - muss ich im Sommer wohl noch mal ein Heupferd suchen und die Bilder nachreichen Bis dahin bleiben die obigen vorerst drin.
Hallo,
sehr schöne Fotos, nur handelt es sich bei den Tierchen nicht um das grosse grüne Heupferd, sondern um die ebenfalls zu den Heuschrecken gehörende punktierte Zartschrecke. (http://de.wikipedia.org/wiki/Punktierte_Zartschrecke) Dass diese Tiere seelenruhig auf dem Blatt sitzenbleiben, liegt in deren Natur. Ein grosses grünes Heupferd wäre weggehüpft. Ausserdem verfügt das Heupferd über
grosse Flügel.
Viele grüsse, Dietmar
Täuschen ließ ich mich trotz der bei Heupferden normaler Weise geraden Legebohrer vermutlich dadurch, dass das Grüne Heupferd ebenfalls (meist?) punktiert ist und die Nymphen nur Stummelflügel aufweisen und somit der Punktierten Zartschrecke stark ähneln. Die große Ähnlichkeit dieser beiden Arten ist auch auf Grund der gleichen Familie (Laubheuschrecken, Tettigoniidae) gegeben. Außerdem kam bei meiner Entscheidung die Größe hinzu: das Blatt, auf denen die beiden Tierchen saßen, war etwas über 5cm breit, das Weibchen somit inkl. Legebohrer also gute 3cm lang. Die Punktierte Zartschrecke wird allerdings eigentlich nur 1.0-1.7cm groß. Auch bei der Recherche anderer Quellen wird man nicht so ganz schlau - es erscheinen öfter mal ähnliche Bilder wie ich sie hier habe bei den Heupferden und die Farbgebung scheint offensichtlich bei vielen Exemplaren immer wieder etwas anders zu sein. Nach gut 1.5h Recherche auf dutzenden Webseiten denke ich aber auch, dass ich letzten Sommer ungewöhnlich groß geratene Punktierte Zartschrecken vor die Kamera bekommen hatte. Die Artenbestimmung kann schon manchmal etwas kniffelig sein - danke für den Hinweis!
Am 23. April 2008 um 12:23 Uhr
Sind zwar nette Bilder, aber ich würde noch einmal etwas Grundlagenforschung betreiben.
Die Bilder sind nämlich keine Heupferde sonder Sägeschwanzheuschrecken.
Dies ist nicht nur an der Größe erkennbar, denn Heupferde sind ausgewachsen etwa 1,5 mal so groß, sondern vor allem auch am “Legestachel der Weibchen. Der ist nänlich bei Heupferd grade und bei der Sägeschwanzheuschrecke nach oben gebogen.
Gruß
Luriel
Am 23. April 2008 um 16:09 Uhr
Hallo Jörg/Luriel!
Vielen Dank für den Hinweis, das stimmt so aber auch nicht wirklich Von der Sägeschwanzschrecke bzw. Sägeschwanzheuschrecke fand ich im Internet nur eine einzige Quelle aus dem Jahr 1986, scheint ein recht seltenes Tier zu sein, dem Namen entsprechend mit rauen Kanten am Legebohrer. Weiter oben steht in einem Kommentar allerdings bereits, dass die Bilder im Artikel von der Punktierten Zartschrecke stammen, die diversen Abbildungen zur Folge der Sägeschwanzschrecke sehr ähnlich zu sein scheint - bis auf die Zahnung des Legebohrers, welche bei meinem Exemplar fehlte.
Beste Grüße zurück
Am 19. July 2008 um 17:51 Uhr
hi coole bilder ich züchte grosse grüne heupferde……in einem terarium mit der
temperatur 22-25 sie fühlt sich ganz schön wohl (hab sie ausm zoogeschäft gerettet) sie hat nur 4 beine und ich pflege sie bis sie wieder nachgewachsen sind
dann lass ich sie frei (schnief) is ja jetzt eigentlich schon familienmitglied
Am 18. August 2008 um 21:07 Uhr
Hier ein Exemplar - gestern bei uns auf der Terasse getroffen
http://farm4.static.flickr.com/3217/2774449752_81dac3fbd7_b.jpg
Am 13. March 2009 um 09:31 Uhr
Echt hammer die Bilder!!!!
Am 24. August 2009 um 10:05 Uhr
Sehr schoene Bilder - vielen Dank für das Veröffentlichen!
Allerdings muß ich - wie schon andere zuvor - darauf hinweisen, daß Du hier ein Paar der Spezies Leptophyes punctatissima (Punktierte Zartschrecke, hier in NL Struiksprinkhaan, im Englischen Speckled Bush-Cricket) photographiert hast. Diese hübschen Tierchen sind häufige Gäste in unserem mit viel Efeu bewachsenen Garten, und wir haben auch einige davon in einem großen Terrarium… die Tiere sind Pflanzenfresser, zwei davon können ein mittleres Efeublatt innerhalb eines Tages ‘abräumen’… stundenlang sitzen sie fast bewegungslos, um dann zu anderen Zeiten beinahe hyperaktiv zu sein.
Ich fände es angemessen, den Text anzupassen…
Beste Grüße
Edit by Admin: Sorry, ich habe es halt immer noch nicht geschafft, endlich mal ein Heupferd vor die Linse zubekommen. Dafür habe ich seit dem Beitrag hier noch so einige von diesen Zartschrecken mit der Kamera erwischt Wenn jemand Photos von einem Heupferd zur Verfügung hat und bereit ist, von diesen Photos die Rechte abzutreten, würde mich das sehr freuen und ich würde die Bilder oben dann auch umgehend tauschen
Am 7. July 2010 um 13:48 Uhr
oha, soooo heissen die “Biester” also die mir alljährlich meine Engelstrompeten löchern!!
Am 25. July 2010 um 22:17 Uhr
ja so ein Biestchen habe ich grad an die frische Luft gesetzt, muss ein Weibchen gewesen sein.
Am 2. August 2010 um 11:06 Uhr
Hallo….ich habe gestern auch 2 dieser exemplare in meinem Garten sitzen sehen. Dank deiner super Beschreibung hier, konnte ich die Beiden auch Identifizieren. Ihre Sprungkraft ist schon besonders. Ich stand in einem guten Abstand zu ihnen und wurde trotzdem angesprungen.
LG Momo