Die DDR ist schuld - Wie man sich als Politiker unmöglich macht
… ist eigentlich kein Geheimnis und im Regelfall ist dies auch nicht das Ziel eines Politikers. Und dennoch schaffen es immer wieder welche, sich bei der Wahl ihrer Worte ordentlich ins Abseits zu reden. Nicht selten ist es jedoch nicht die Wahl der Worte, sondern offensichtliche Unwissenheit oder der Versuch Lügen zu verbreiten, der sie im wahrsten Sinne des Wortes dumm dastehen lässt.
Besonders peinlich ist derartiges, wenn solche Äußerungen von einer studierten Person kommen - im aktuellen Fall einem Medizinmann, der selbst in der DDR als Frauenarzt praktizierte. Ob er sich seit Beginn seines Studiums durchweg in böhmischen Dörfern aufgehalten hat? Das i-Tüpfelchen dabei ist noch, dass der Partei-Kollege Schönbohm des bewussten CDU-Politikers wegen selbiger schon fast verbrecherischen Behauptung erst vor etwas über 2.5 Jahren ordentlich zurechtgewiesen wurde. Vielleicht waren die Herren Schönbohm und Böhmer ja auch Jahrzehnte lang gemeinsam in böhmischen Dörfern unterwegs? Bei so viel Einfaltspinselei drängt es sich förmlich auf, sich Gedanken darüber zu machen, ob das Ausstellen akademischer Abschlüsse vielleicht besser nur befristet geschehen sollte, um nicht später einmal nebenher die halbe Branche mitzublamieren
Thesen wie die von einer Zusammengehörigkeit zwischen den immer wieder auftretenden Kindstötungen, deren Häufung im Osten und einer Ursachensuche in der DDR sind schlichtweg unhaltbar. Sie offenbaren nur, wie immer wieder der schwarze Peter an jemanden überreicht wird, der wehrlos scheint: an die DDR und damit indirekt und allgemein auch an alle Menschen, die nicht so konservativ eingestellt sind, wie es manche “Christdemokraten” gerne hätten. Nur zu dumm, dass es immer noch Menschen gibt, die wissen, dass in der damaligen Zeit zumindest für Frauen und die Familie weit mehr getan wurde, als heute. Zu dumm auch, dass eigentlich jedes Kind weiß, dass die Ursachen für derlei Verbrechen in der heutigen Gesellschaft gesucht werden müssen und das aus vielerlei Gründen. Da wäre zum Beispiel die Kleinigkeit, dass die DDR seit fast 18 Jahren nicht mehr existiert und die meisten Kindstötungen von einer Generation begangen werden, die die damalige Zeit lediglich aus Kindheitserinnerungen und Erzählungen kennt. Ebenso ist es bei der These schlecht erklärbar, warum derartige Verbrechen (wenngleich in geringerem Umfang) auch in den alten Bundesländern immer wieder auftreten. Nicht nur wer 1 und 1 zusammenzählen kann, erkennt vielmehr die wahren Ursachen: Mütter und Familien vor allem aus sozial schwachen Kreisen mit mangelnden Zukunftsaussichten und den finanziellen Möglichkeiten von Hartz-IV bewältigen gelegentlich den Alltag und ihr eigenes Leben nicht mehr. Es sind Akte der Hilflosigkeit, resultierend aus unterlassender Hilfeleistung unserer heutigen politisch Verantwortlichen.
Wie dem auch sei, kein anständiger Politiker mit auch nur einem Hauch Sachverstand kann sich diesen “Bo(e)hm”-Thesen anschließen und so gibt und gab es sogar aus den eigenen CDU-Reihen der beiden Politiker damals wie heute reichlich Widerspruch gegen diese haltlosen Behauptungen. Nun, dass sämtliche anderen Parteien bei solchen Äußerungen noch viel heftiger wettern, ist eh klar
Ähnliche Artikel gab es bereits zu den Kindstötungen Ende 2007 und auch die Debatte um die Jugendkriminalität Anfang 2008 tendiert ein wenig in die Politik-Richtung “viel sagen, wenig tun”.
Am 27. February 2008 um 20:58 Uhr
Da hast Du ein wahres, kluges Wort gesprochen, wie ich es hätte nicht besser sagen können!